Weitere Tote geborgen

Concordia: Ermittlungen gegen Österreicher

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 Oberösterreicher ist für die technischen Operationen der Costa-Flotte zuständig.

Die Staatsanwälte der toskanischen Stadt Grosseto, die nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" ermitteln, haben eine Untersuchung gegen den österreichischen exekutiven Vizepräsidenten der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiber des verunglückten Schiffes, aufgenommen. Dies berichteten italienische Medien. Der Oberösterreicher, der für die technischen Operationen der gesamten Costa-Flotte zuständig ist, war in der Nacht des Schiffsbruches in telefonischem Kontakt mit Bordoffizier Manrico Giampietroni, der mehrere Menschenleben gerettet hatte und 36 Stunden nach der Havarie lebend aus dem Schiff geborgen wurde.

Der Oberösterreicher war bereits am 7. Februar von den ermittelnden Staatsanwälten befragt worden, berichteten italienische Medien. Der gebürtige Ennser gilt als Veteran in der Kreuzfahrt-Branche. Bei mehreren großen Reedereien war er im Spitzenmanagement tätig.

Ermittlungen wurden auch gegen den Chef des Krisenstabs der Costa Concordia, Roberto Ferrarini, gegen Flotten-Inspekteur Paolo Pardoni, sowie gegen vier Offiziere, die sich an Bord der Kommandobrücke befanden, als sich das Unglück ereignete. Bisher waren lediglich Ermittlungen gegen Schiffskapitän Francesco Schettino und gegen den Offizier Ciro Ambrosio aufgenommen worden. Schettino befindet sich zurzeit unter Hausarrest.

Weitere Leichen gefunden
Fast sechs Wochen nach dem Kentern haben Taucher am Mittwoch acht Leichen in dem überfluteten Teil des Kreuzfahrtschiffes gefunden. Nach vier Toten am Vormittag sichteten die Bergungsteams später vier weitere Leichen, wie italienische Medien übereinstimmend unter Berufung auf den Krisenstab berichteten. Alle befanden sich auf dem vierten Deck des Schiffes. Die "Costa Concordia" war am 13. Jänner mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der toskanischen Insel Giglio havariert.

Neue Unterwasser-Fotos der Concordia

Sieben Passagiere und Crewmitglieder des Kreuzfahrtschiffes werden somit noch vermisst. Die ersten drei der am Mittwoch gefundenen Toten - ein Kind, eine Frau und ein Mann - sind geborgen und nach Grosseto in ein Leichenschauhaus gebracht worden. Die Bergungsarbeiten mussten danach wegen sich verschlechternder Wetterlage unterbrochen werden.

Die Bergung der Toten werde wegen erschwerter Arbeitsbedingungen länger dauern, hatte es zunächst geheißen. Nach einer Überprüfung der Aussagen von Überlebenden der Havarie über den möglichen Verbleib von Vermissten waren Taucher nach längerer Pause gezielt wieder auf die Suche in dem Wrack gegangen. Zuvor wurden noch 15 Passagiere und Crewmitglieder des Kreuzfahrtschiffes vermisst.

Susy Albertini
© Reuters

Susy Albertini, die Mutter von Dayana (c) Reuters

Kleines Mädchen unter den Toten 
Unter den Toten soll auch die fünfjährige Italienerin Dayana Arlotti aus Rimini sein, deren Schicksal in Italien viel Anteilnahme gefunden hatte. Sie war zusammen mit ihrem kranken Vater auf der Kreuzfahrt. Dieser ist unter den Vermissten. Ansonsten wurde über die Identität der jetzt entdeckten Leichen zunächst nichts bekannt. Vor drei Wochen war das bisher letzte Opfer identifiziert worden.

Leeren der Tanks kommt voran
Das Leeren der Tanks der "Costa Concordia" ist vorangekommen. Zwei Drittel der 2.380 Kubikmeter Treibstoff, ganz überwiegend gefährliches Schweröl, sind abgepumpt. Damit hat sich die Gefahr einer größeren Ölpest im toskanischen Archipel verringert. Das restliche Öl sollen in den nächsten Wochen abgepumpt werden.

Danach muss die Genueser Reederei einen Plan für den Abtransport des 290 Meter langen Schiffes vorlegen. Offen ist, ob das havarierte und teilweise vollgelaufene Schiff nach dem Aufrichten zerteilt werden muss oder aber an einem Stück abtransportiert werden kann.





 

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