Brescia Quarantänestation Coronavirus Italien

Tieftraurige Berichte aus Italiens Spitälern

Corona-Drama: Der letzte Abschied per Video-Chat am Handy

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Die Notfallmediziner im Krankenhaus San Carlo Borromeo bei Mailand führen eine "Abschiedsliste": Sie geben den sterbenden Coronavirus-Patienten ihr Handy für das letzte Gespräch mit den Angehörigen.

17.660 Italiener sind mit dem Coronavirus bereits infiziert, 1.266 Patienten sind daran in den vergangenen Tagen verstorben. Die italienische Zeitung "Il Giornale" bringt nun einen Bericht über die Notfallmediziner eines Krankenhauses bei Mailand, der das Ausmaß dieser Tragödie erahnen lässt. "Die Covid-19-Patienten kommen allein, weil keine Verwandten sie begleiten dürfen. Wenn sie sterben, dann spüren sie es, sie sind dabei ganz klar. Es ist, als würden sie ertrinken. Nur langsamer. So, dass sie alles mitbekommen", zitiert "Il Giornale" die Chefin der Notaufnahme, Francesca Cortellaro.

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© APA/AFP/MIGUEL MEDINA
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Ärzte führen eine "Abschiedsliste"

Die Mediziner des Spitals San Carlo Borromeo würden nun eine Liste führen, eine "Abschiedsliste": Die Coronavirus-Patienten erhalten von ihnen ein privates Handy - für das letzte Gespräch. Für den letzten Anruf, den Video-Chat mit der Ehefrau, mit den Kindern. Francesca Cortellaro: "Vielleicht bekommen wir ja drei, vier iPads, damit die Menschen bei uns nicht alleine sterben müssen."

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© APA/AFP/MIGUEL MEDINA
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Daniele Macchini ist Assistenzarzt im Krankenhaus Humanitas Gavazzeni in Bergamo: "Die Kranken kommen nacheinander in die Notaufnahme, sie lagen eine Woche oder zehn Tage mit Fieber zu Hause und sind nicht rausgegangen, um andere nicht anzustecken. Aber jetzt können sie nicht mehr, sie bekommen keine Luft mehr. Es ist immer dieselbe Diagnose: beidseitige Lungenentzündung." Auch junge Menschen würden in der Intensivstation liegen und an die Beatmungsgeräte angeschlossen sein. Der Assistenzarzt: "Wenn man das sieht, ist es mit der Ruhe vorbei, dass man selbst ja noch jung ist."

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