Wirbel in Frankfurt

Corona-Messe: Mehr als 100 Infektionen nach Gottesdienst

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Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow erntet Kritik für seine Ankündigung, die allgemeinen Corona-Beschränkungen in dem Bundesland ab 6. Juni aufzuheben.

Nach einem Gottesdienst in einer Kirchengemeinde der Baptisten in Frankfurt haben sich mindestens 107 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Das teilte Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) am Sonntag in Wiesbaden mit. Die Menschen lebten in Frankfurt und drei hessischen Landkreisen. Der Gottesdienst war bereits vor rund zwei Wochen. Zunächst war von mehr als 40 Infizierten die Rede gewesen.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow erntet Kritik für seine Ankündigung, die allgemeinen Corona-Beschränkungen in dem Bundesland ab 6. Juni aufzuheben. "Das ist ganz klar ein Fehler, denn wir haben keine Neuigkeiten in Bezug auf die Gefährlichkeit des Virus", sagte der deutsche SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbauch der "Saarbrücker Zeitung" (Montagausgabe).

Kritik wurde an Thüringens Ministerpräsident Ramelow laut. Dieser hatte der "Bild am Sonntag" gesagt: "Das Motto soll lauten: Von Ver-zu Geboten, von staatlichem Zwang hin zu selbstverantwortetem Maßhalten". Die bisherigen Regelungen seien im März auf der Grundlage von Schätzungen von 60.000 Infizierten beschlossen worden. "Jetzt haben wir aktuell 245 Infizierte. Der Erfolg gibt uns mit den harten Maßnahmen recht, zwingt uns nun aber auch zu realistischen Konsequenzen und zum Handeln", sagte Ramelow. "Das heißt: Für Thüringen empfehle ich die Aufhebung der Maßnahmen."

Statt allgemeiner Auflagen für Mundschutz, Mindestabstand und Kontaktbeschränkungen sollen in Thüringen künftig nur noch lokale Einschränkungen in Kraft treten, wenn in einer Region eine bestimmte Infektionsrate überschritten wird. Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder hatten die Corona-Beschränkungen Anfang Mai bis zum 5. Juni verlängert.

Ramelow stelle genau die Maßnahmen infrage, denen der aktuelle Erfolg zu verdanken sei, bemängelte der SPD-Politiker Lauterbach. Ramelow relativiere die Krankheit damit. Die Sterblichkeit sei gerade bei älteren Menschen hoch, und es blieben oft Spätschäden zurück. Es gebe "überhaupt keinen Grund das aufzuheben, was wir mühsam gelernt haben – etwa Abstand zu halten und eine Maske zu tragen".

Auch Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt zeigte sich nach den jüngsten Corona-Ausbrüchen besorgt. "Die Länder sind in der Pflicht, immer wieder zu überprüfen, ob ihre Regeln geeignet sind, die Bürgerinnen und Bürger zu schützen, oder angepasst werden müssen", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Viele von ihnen haben die Lockerungen vorangetrieben. Sie müssen jetzt aufpassen, dass uns die Situation nicht entgleitet."


 

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