Kapitän unter Druck

Belastendes Telefonat aufgetaucht

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Ein Drogentest soll klären, ob Kapitän Schettino unter Suchtgifteinfluss stand.

Aus dem Wrack des havarierten Kreuzfahrtschiffes vor der Toskana haben Rettungsmannschaften am Dienstag fünf weitere Leichen geborgen. Damit ist die Zahl der Todesopfer bei dem Unglück auf elf gestiegen, teilten die Behörden mit. Die Toten wurden im überfluteten Heckteil des gekenterten Luxusliners entdeckt. Bei den Opfern handelt es sich um vier Männer und eine Frau im Alter von 50 bis 60 Jahren. Sie trugen Schwimmwesten, berichteten die Rettungsmannschaften. 22 Personen wurden noch vermisst

Kapitän des Unglücksschiffes unter Hausarrest
Kapitän Francesco Schettino wurde einem dreistündigen Haftprüfungstermin unterzogen. Er sagte aus, zum Zeitpunkt der Kollision das Kommando gehabt zu haben. Ein Drogentest soll klären, ob Francesco Schettino unter Suchtgifteinfluss stand.

Am Abend entschied die zuständige Richterin, dass der Kapitän unter Hausarrest gestellt wird. Der Kapitän war auf Antrag der Staatsanwaltschaft vergangenen Samstag festgenommen worden. Die Staatsanwälte hatten von Fluchtgefahr gesprochen. Schettino wird mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes mitten in der Evakuierung vorgeworfen. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.

Kreuzfahrt-Schiff gesunken: Unterwasser-Fotos des Wracks BILDER

Schweres menschliches Versagen seitens des Kapitäns könnte nach Angaben des Eigners der "Costa Concordia" zur Havarie des Kreuzfahrtschiffes geführt haben.

"Es scheint, dass der Kommandant Beurteilungsfehler gemacht hat, die schwerste Folgen gehabt haben", teilte die in Genua ansässige Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere mit.

Sie ging damit auf Distanz zu Kapitän Francesco Schettino, der das Schiff mit mehr als 4.200 Menschen an Bord am Freitagabend zu dicht an die Insel Giglio vor der toskanischen Küste gesteuert haben soll, wo es auf einen Felsen lief und leckschlug.

Bergungsmannschaften setzten unterdessen am Montag in der Früh die Suche nach den noch vermissten Passagieren und Besatzungsmitgliedern fort.

Mehr als zwei Tage nach dem Kentern des Schiffes wurden immer noch 15 Menschen vermisst.

Unterdessen wurde auch mit den Vorbereitungen für ein Leerpumpen der Öltanks der "Costa Concordia" begonnen.

Die niederländische Bergungsfirma Smit sei vom Eigner und dem Versicherer des Kreuzfahrtschiffs mit den Pumparbeiten beauftragt worden.

Der Kapitän sitzt seit Samstag in Untersuchungshaft.

Es sehe so aus, als seien die Entscheidungen des Kapitäns in der Notsituation nicht den üblichen Regeln von Costa Crociere gefolgt, erklärte die Reederei.

Zugleich wurde der Vorwurf einiger Passagiere zurückgewiesen, dass bei der Evakuierung in der Nacht auf Samstag nicht genügend Schwimmwesten zur Verfügung gestanden hätten. An Bord hatten sich auch 77 Österreicher befunden, die alle unverletzt davonkamen.

Dem Kapitän droht unter anderem ein Verfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung. Berichten zufolge soll er das Schiff so dicht an die Insel herangesteuert haben, um Touristen im Hafen mit dem Signalhorn grüßen zu können.

Die Kreuzfahrtgesellschaft ging in ihrer Erklärung nicht weiter auf die Vorwürfe ein.

Einzelheiten zum Hergang des Unglücks erhofft man sich von der Auswertung der Blackbox des Schiffes, die ähnlich wie in Flugzeugen Kommunikation auf der Brücke und Steuerbefehle aufzeichnet.

Anruf-Protokoll
Am Dienstag wurden Mitschnitte von Telefonaten veröffentlicht, die den Kapitän schwer belasten. Die Aufnahme eines spannungsgeladenen Gesprächs zwischen Schettino und einem Offizier, der im Hafen der Insel Giglio Dienst hatte, erhärtete den Verdacht, wonach der Kapitän früh von Bord gegangen ist. Der Hafenmitarbeiter wies Schettino darin an, sich zurück auf das Schiff zu begeben.

>> Das Anruf-Protokoll: Hafenaufsicht spricht mit dem Kapitän

Schlechtes Wetter: Rettung der Costa Concordia abgebrochen BILDER

Inzwischen verschlechterten sich die Wetterbedingungen vor der Insel Giglio. Die Costa Concordia begann, sich sichtbar zu bewegen

Die Costa Concordia begann, sich sichtbar zu bewegen.

Daraufhin wurde aus Sicherheitsgründen beschlossen, die Suche nach Überlebenden im Wrack vorübergehend auszusetzen.

Wenn sich das Schiff weiterhin bewegt, besteht höchste Gefahr für die Taucher", erklärte Umweltminister Corrado Clini.

Die Reederei Costa Crociere, Betreiber der "Costa Concordia", warf dem Kapitän "Fehlentscheidungen" vor. Er habe sich nicht an Bestimmungen gehalten.

"Die Route des Schiffs führte offenbar zu nahe an der Küste vorbei, wobei sich die Einschätzung des Kapitäns für einen Notfall nicht mit den von Costa vorgegebenen Standards deckte", heißt es in einer Presseaussendung der Costa Crociere.

Schettino sei 2002 als Sicherheitsoffizier zu Costa gekommen und 2006 zum Kapitän ernannt worden.

Der Eigner des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia", Carnival, ist an der Londoner Börse massiv abgestraft worden.

Die Titel fielen am Montag in der Spitze um knapp 29 Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahrestief.

Dabei wechselten binnen der ersten Handelsstunde fast viermal so viele Aktien den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.

Carnival bleibt nach eigenen Angaben auf einem Schaden von rund 85 bis 95 Mio. Dollar (bis zu 74,4 Mio. Euro) sitzen, allein schon weil das vor der italienischen Küste gesunkene Schiff voraussichtlich das ganze Jahr nicht einsetzbar sein wird.

Inzwischen wuchs die Angst vor schweren ökologischen Schäden. 900 Meter lange Öl-Sperren wurden rund um das Wrack errichtet. Die Behörden fürchteten, dass die rund zwei Millionen Liter Dieseltreibstoff ins Meer laufen könnten. "Die Umweltgefahr für die Insel Giglio ist enorm. Wir müssen verhindern, dass Dieseltreibstoff aus dem Schiff fließt. Es ist dringend, wir führen einen Wettlauf gegen die Zeit", sagte der italienische Umweltminister Corrado Clini.

Vor allem eine Verschlechterung der Wetterlage stelle eine Gefahr dar. Dadurch könnte das Schiff endgültig sinken. Die niederländische Bergungsfirma Smit Salvage soll ab dem morgigen Mittwoch mit dem Abpumpen des Treibstoffs der "Costa Concordia" beginnen.

>>> Retter sprengen sich durch Concordia-Wrack

Costa Concordia in Italien auf Grund gelaufen: Blick ins Innere des Luxus-Liners BILDER

Die "Costa Concordia" gehört nach Angaben des Eigners zu den neuesten und größten Kreuzfahrtschiffen, die derzeit auf den Meeren unterwegs sind.

Sie wurde 2006 gebaut und bietet in 1.500 Kabinen Platz für 3780 Passagiere.

Betreiber ist das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere mit Sitz in Genua.

Das Schiff misst 290 Meter und ist rund 40 Meter breit. Es schafft bei 114.500 Bruttoregistertonnen eine maximale Geschwindigkeit von 23 Knoten (rund 43 Stundenkilometer).

1.100 Besatzungsmitglieder kümmern sich um die Gäste.

An Bord befinden sich auf 17 Decks neben fünf Restaurants auch ein Theater, ein Kino sowie Clubs und Diskotheken.

Inzwischen wollen mehr als 70 Passagiere der Costa Concordia mit einer Sammelklage gegen die Betreibergesellschaft vorgehen. "Unser Ziel ist es, jedem Passagier eine Entschädigung von mindestens 10.000 Euro für den entstandenen materiellen Schaden, die ausgestandene Angst, die ruinierten Ferien und die ernsthaften Risiken zukommen zu lassen", erklärte der Chef des italienischen Verbraucherschutzverbands Codacons, Carlo Rienzi, am Dienstag. Der Verband hatte die Klage angeregt.

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Luxus-Schiff auf Grund gelaufen

Kreuzfahrt-Schiff gesunken: Unterwasser-Fotos des Wracks BILDER

Schweres menschliches Versagen seitens des Kapitäns könnte nach Angaben des Eigners der "Costa Concordia" zur Havarie des Kreuzfahrtschiffes geführt haben.

"Es scheint, dass der Kommandant Beurteilungsfehler gemacht hat, die schwerste Folgen gehabt haben", teilte die in Genua ansässige Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere mit.

Sie ging damit auf Distanz zu Kapitän Francesco Schettino, der das Schiff mit mehr als 4.200 Menschen an Bord am Freitagabend zu dicht an die Insel Giglio vor der toskanischen Küste gesteuert haben soll, wo es auf einen Felsen lief und leckschlug.

Bergungsmannschaften setzten unterdessen am Montag in der Früh die Suche nach den noch vermissten Passagieren und Besatzungsmitgliedern fort.

Mehr als zwei Tage nach dem Kentern des Schiffes wurden immer noch 15 Menschen vermisst.

Unterdessen wurde auch mit den Vorbereitungen für ein Leerpumpen der Öltanks der "Costa Concordia" begonnen.

Die niederländische Bergungsfirma Smit sei vom Eigner und dem Versicherer des Kreuzfahrtschiffs mit den Pumparbeiten beauftragt worden.

Der Kapitän sitzt seit Samstag in Untersuchungshaft.

Es sehe so aus, als seien die Entscheidungen des Kapitäns in der Notsituation nicht den üblichen Regeln von Costa Crociere gefolgt, erklärte die Reederei.

Zugleich wurde der Vorwurf einiger Passagiere zurückgewiesen, dass bei der Evakuierung in der Nacht auf Samstag nicht genügend Schwimmwesten zur Verfügung gestanden hätten. An Bord hatten sich auch 77 Österreicher befunden, die alle unverletzt davonkamen.

Dem Kapitän droht unter anderem ein Verfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung. Berichten zufolge soll er das Schiff so dicht an die Insel herangesteuert haben, um Touristen im Hafen mit dem Signalhorn grüßen zu können.

Die Kreuzfahrtgesellschaft ging in ihrer Erklärung nicht weiter auf die Vorwürfe ein.

Einzelheiten zum Hergang des Unglücks erhofft man sich von der Auswertung der Blackbox des Schiffes, die ähnlich wie in Flugzeugen Kommunikation auf der Brücke und Steuerbefehle aufzeichnet.

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Die "Costa Concordia" gehört nach Angaben des Eigners zu den neuesten und größten Kreuzfahrtschiffen, die derzeit auf den Meeren unterwegs sind.

Sie wurde 2006 gebaut und bietet in 1.500 Kabinen Platz für 3780 Passagiere.

Betreiber ist das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere mit Sitz in Genua.

Das Schiff misst 290 Meter und ist rund 40 Meter breit. Es schafft bei 114.500 Bruttoregistertonnen eine maximale Geschwindigkeit von 23 Knoten (rund 43 Stundenkilometer).

1.100 Besatzungsmitglieder kümmern sich um die Gäste.

An Bord befinden sich auf 17 Decks neben fünf Restaurants auch ein Theater, ein Kino sowie Clubs und Diskotheken.