Lauter Protest störte das Sommer-Interview mit der AfD-Chefin.
Das ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel sorgte am Wochenende für erheblichen Wirbel. Was als klassisches Fernsehformat zur politischen Einordnung gedacht war, geriet zum akustischen Ausnahmezustand – begleitet von Protesten, Sprechchören und Trillerpfeifen.
"Es ist extrem laut"
Alice Weidel stellte sich am Sonntag dem traditionellen Sommerinterview der ARD. Ort des Gesprächs: das Berliner Regierungsviertel mit Blick auf die Spree – normalerweise eine ruhige Kulisse. Doch diesmal wurde das Interview von lautstarken Protesten begleitet, die teilweise das Gespräch übertönten. Hinter der Kamera: Demonstrierende, unter anderem vom Zentrum für Politische Schönheit, machten mit Trillerpfeifen, Trommeln, Hupen und lautstark abgespielten Parolen wie „Scheiß AfD“ auf sich aufmerksam.
Weidel wirkte sichtlich genervt, nahm mehrfach ihren In-Ear-Knopf heraus und beklagte: „Ich höre Sie kaum, es ist extrem laut.“ Dennoch wurde das Gespräch mit ARD-Hauptstadtstudioleiter Markus Preiß nicht abgebrochen.
Warum die ARD weitermachte
Die Entscheidung, das Interview trotz der Störungen fortzusetzen, sorgte im Nachhinein für Diskussionen. ARD-Moderator Preiß erklärte, man habe sich gemeinsam mit der AfD-Politikerin darauf verständigt, das Gespräch nicht zu unterbrechen – ein klares Signal journalistischer Unparteilichkeit: „Wir wollten alle Parteien gleich behandeln.“
Kritik gab es von verschiedenen Seiten. Während AfD-Anhänger von einer gezielten Behinderung ihrer Spitzenkandidatin sprachen, warfen andere der ARD vor, dem rechtspopulistischen Kurs der AfD zu viel Bühne zu bieten – selbst unter schwierigen Bedingungen.
Trotz des akustischen Chaos nutzte Weidel die Gelegenheit, um ihre Punkte zu platzieren. So nannte sie CDU-Chef Friedrich Merz einen „Lügen-Kanzler“ und verteidigte die Verdopplung ihres Bundestagsgehalts auf über 24.000 Euro monatlich. Auf kritische Nachfragen zur Radikalisierung innerhalb der AfD oder zur geplanten Spaltung Europas ging sie kaum ein – was teils auch den äußeren Umständen geschuldet war.
Die ARD kündigte an, künftig besser auf derartige Störungen vorbereitet zu sein – sowohl technisch als auch organisatorisch. Denkbar sei etwa der Einsatz stärkerer Richtmikrofone oder eine veränderte Standortwahl.