Die Bratwurst gilt als eines der kulinarischen Heiligtümer der Deutschen – und über ihre wahre Herkunft wird seit Jahrzehnten gestritten.
Pünktlich vor dem internationalen Tag der Bratwurst am Samstag sorgt nun ein neuer Fund für Aufsehen: Historiker aus Thüringen stießen bei Recherchen zur Erfurter Krämerbrücke auf eine Urkunde aus dem Jahr 1269, in der von einer Hütte und einem „Bräter“ die Rede ist. Damit könnte die Wiege der Bratwurst nicht in Regensburg, sondern in Erfurt gestanden haben.
Bislang schmückt sich das Regensburger Lokal Wurstkuchl mit dem Titel „älteste Bratwurststube der Welt“. Der erste urkundliche Beleg für einen Koch an der Stelle datiert auf 1378. In Erfurt ist zwar nicht ausdrücklich von Würsten die Rede, die Forscher argumentieren jedoch, dass man anhand anderer Belege wisse, dass im 13. Jahrhundert Fleisch bereits in dieser Form zubereitet wurde.
Welcher Nachweis stimmt?
Skepsis bleibt: Schon zuvor war die Bratwurstgeschichte von dünnen Indizien geprägt. So taucht in Arnstadt 1404 eine Rechnung über „Bratwurstdärme“ auf, die Thomas Mäuer vom Deutschen Bratwurstmuseum als ersten echten Nachweis wertet. Nürnberg wiederum verweist auf ein Schriftstück von 1313, das zumindest verarbeitetes Fleisch für Würste erwähnt.
In Regensburg zeigt man sich von den neuen Funden unbeeindruckt. Zwar räumt die Stadt ein, dass bereits beim Bau der Steinernen Brücke im 12. Jahrhundert eine Garküche gestanden haben könnte, Belege dafür gebe es jedoch nicht. Wurstkuchl-Wirtin Alexandra Meier nimmt die Debatte gelassen: „Uns stört das ehrlich gesagt überhaupt nicht. Wir mögen die Bezeichnung eh nicht so gern. Entscheidend ist die Qualität der Würste.“
Urteil vor 25 Jahren
Dass die Frage nach dem Titel hitzig geführt wird, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Vor 25 Jahren stritt sich die Wurstkuchl mit dem Nürnberger Lokal Zum gulden Stern vor einem eigens einberufenen „Bratwurstgericht“. Damals wurde entschieden, dass die Regensburger sich offiziell „älteste Bratwurstküche der Welt“ nennen dürfen – die Nürnberger aber das originale Gebäude besitzen und damit ebenfalls einen Anspruch erheben können.
Heute setzt Nürnberg auf andere Wege, um seine Bratwursttradition abzusichern: Die Bezeichnungen „Nürnberger Bratwurst“ und „Nürnberger Rostbratwurst“ sind EU-geschützt – verkauft werden dürfen sie nur, wenn sie im Stadtgebiet nach festgelegter Rezeptur hergestellt werden.