Vier Prozent mehr als 2023 - ein deutlicher Anstieg
Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland hat laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Die Zeitung beruft sich auf Recherchen bei den Innenministerien und Landeskriminalämtern der 16 Bundesländer. Demnach wurden 2024 bundesweit mehr als 266.000 Opfer häuslicher Gewalt von der Polizei registriert, etwa vier Prozent mehr als im Vorjahr.
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Als Täter wurden demnach Partner, Ex-Partner und Familienangehörige erfasst. Zwei Drittel der Opfer seien Frauen. Ausgegangen werde zudem von einer hohen Dunkelziffer, weil sich viele Betroffene nicht trauen, Anzeige zu erstatten. Offiziell sollen die Zahlen dem Bericht zufolge voraussichtlich im Sommer im Rahmen des Lagebilds "Häusliche Gewalt 2024" des Bundeskriminalamts (BKA) vorgestellt werden.
"Keine Privatsache"
"Die steigende Zahl der Fälle häuslicher Gewalt treibt mich massiv um", sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) dazu der Zeitung. "Gewalt in den eigenen vier Wänden ist keine Privatsache - es sind Straftaten, gegen die der Staat entschieden vorgehen muss", stellte sie klar.
"Wir müssen als Gesellschaft hinschauen und handeln. Denn nur gemeinsam können wir dem Tabu-Thema begegnen und die Stigmatisierung von Opfern beenden", sagte Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) der "WamS". Hessen und Sachsen setzen gegen häusliche Gewalt elektronische Fußfesseln für Täter ein, Niedersachsen und weitere Bundesländer bereiten dafür Regelungen vor.
Fußfessel-Pläne für Täter wie in Spanien
Vorbild ist dem Bericht zufolge Spanien: Dort müssen Gewalttäter eine Fußfessel tragen. Mithilfe von GPS-Empfängern, die der Täter und auch die bedrohte Person mit sich führen, wird die geografische Distanz überwacht. Kommt der Täter dem möglichen Opfer zu nahe, wird ein Alarm ausgelöst, der die Polizei informiert. In Deutschland wird inzwischen auch auf Bundesebene über eine solche Regelung beraten.
Elke Ronneberger, Vorständin Sozialpolitik bei der Diakonie, bezeichnet den erneuten Anstieg von häuslicher Gewalt als "erschreckend". Zum Einsatz von elektronischen Fußfesseln äußerte sie sich allerdings in der "WamS" skeptisch. Im Einzelfall könne diese zwar "als ergänzende Maßnahme" sinnvoll sein, aber sie wirke erst zu einem "sehr späten Zeitpunkt". Wichtiger sei ein besser ausgebautes Hilfesystem mit Frauenhäusern und Fachberatungsstellen.