Ex-Pfleger wollte nach eigenen Angaben Leiden der Opfer ein Ende setzen.
Ein belgischer Diakon und früherer Krankenpfleger ist am Donnerstag wegen Mordes an fünf Menschen zu 27 Jahren Haft verurteilt worden. Der 61-jährige Ivo Poppe hatte vor dem Gericht in Brügge gestanden, zehn bis 20 Menschen getötet zu haben - zumeist durch das Injizieren von Luft in die Venen.
Fünf der Fälle waren in dem Prozess verhandelt worden: Es ging um die Morde an seiner Mutter, seinem Stiefvater, zwei Großonkeln und einem Patienten im Krankenhaus. Poppe, der in belgischen Medien als "Diakon des Todes" tituliert wurde, hatte vor Gericht angegeben, er habe dadurch seine zumeist schwer kranken Opfer von ihrem Leid erlösen wollen. Die meisten seien schon sehr alt gewesen: "Sie lebten fast nicht mehr", er habe ihr Leiden verkürzen wollen.
"Herr über Leben und Tod"
Der Staatsanwalt hatte diese Darstellung in dem Verfahren zurückgewiesen und argumentiert, der frühere Diakon habe es genossen, sich zum Herrn über Leben und Tod aufzuspielen. Vor Gericht sagte Poppe, er bereue seine Taten. Heute würde er sich an Schmerztherapeuten wenden.
Poppe hatte in den 80er und 1990er Jahren in einem Krankenhaus in Menen an der französischen Grenze als Krankenpfleger gearbeitet. 1996 wurde er zum Dekan ernannt, danach war er noch bis 2011 als Seelsorger in der Klinik tätig.
"Aktive Sterbehilfe geleistet"
Die Polizei wurde 2014 auf den Diakon aufmerksam, nachdem er auf Anraten seiner Frau einem Psychotherapeuten anvertraut hatte, "bei Dutzenden Menschen aktive Sterbehilfe geleistet" zu haben. Er habe unter Albträumen gelitten, berichtete der Angeklagte später vor Gericht.
Aktive Sterbehilfe ist in Belgien seit 2002 erlaubt. Die meisten der dem Diakon zur Last gelegten Fälle lagen aber vor dem Stichtag. Zudem unterliegt die legale Sterbehilfe strengen Kontrollen.