Das Foto von Greta Thunberg, wie sie am Boden des deutschen ICE sitzt, weil sie angeblich keinen Sitzplatz ergattern konnte, ging um die Welt. Leider zeigt das Bild nur einen Teil der Wahrheit.
Gretas Fotografenteam ist wieder ein bewegendes Bild gelungen: Die sechzehnjährige Klima-Ikone sitzt in abgetragenen Jogginghosen und alten Turnschuhen zwischen ihrem Gepäck auf dem Boden eines deutschen ICE. Ihr Blick ist traurig in die Ferne gerichtet, das kindliche Gesicht von einem mystischen Lichtschein illuminiert - eine perfekte Inszenierung!
Perfekte Inszenierung durch PR-Team
Was man auf dem Foto nicht sieht: Den Tross ihrer Berater, Fotografen und PR-Profis, die die junge Klimakämpferin rund um die Welt begleiten. Auch das Abteil in der 1.Klasse des ICE, in dem sie viele Stunden saß und wo sie von bgeisterten Bahnmitarbeitern hingebungsvoll umsort wurde, ist auf keinem Bild zu sehen. Gretas Social-Media-Team hätte also viele Szenen der Zugreise teilen können, aber entschied sich doch für dieses.
Dazu schrieb man: „Reise in überfüllten Zügen durch Deutschland. Und ich bin endlich auf dem Weg nach Hause.“ Gretas 15 Millionen Follower in den sozialen Medien waren entrüstet und viele empören sich über die Deutsche Bahn.
Deutsche Bahn wehrt sich
Die wollte das freilich nicht auf sich sitzen lassen und richtete sich via Twitter direkt an Greta: Es wäre schön gewesen, "wenn Du zusätzlich auch berichtet hättest, wie freundlich und kompetent Du von unserem Team an deinem Sitzplatz in der Ersten Klasse betreut worden bist“.
Ein Bahn-Sprecher bestätigt gegenüber der deutschen BILD, dass Greta zwischen Kassel und Hamburg in der Ersten Klasse gewesen sei. „Dort saßen nach Angaben unseres Bordpersonals bereits ab Frankfurt die Mitreisenden von Greta Thunberg.“
Greta im 1. Klasse-Abteil von Bahn-Mitarbeitern liebevoll umsorgt
Eine Augenzeugin berichtet der WELT: „Die Bahnmitarbeiter im Zug waren alle ganz aufgeregt, dass Greta Thunberg mitfährt.“ Sie hätten sich „ein Bein für sie ausgerissen“ und Greta verwöhnt.
Greta oder ihr Team reagierte und schrieb: „Unser Zug aus Basel wurde aus dem Verkehr gezogen. Also setzten wir uns in zwei verschiedenen Zügen auf den Boden. Nach Göttingen bekam ich einen Sitz.“ Das alles wäre aber kein Problem und überfüllte Züge seien ein gutes Zeichen, weil das hohe Nachfrage signalisiere. Wo und wann das Foto entstanden ist, lässt sie allerdings offen.
Erst am Wochenende hatte Greta Thunberg mit der Äußerung für Irritation gesorgt, dass die Klima-Bewegung Politiker „an die Wand stellen“ werde, wenn sie sich nicht mehr für den Klimaschutz engagieren. In den sozialen Netzen verstand man das vielfach so, dass Greta mit Gewalt drohe. Sie beteuerte später, dass es sich um einen Übersetzungsfehler einer schwedischne Redensart handle und sie gegen jede Form der Gewalt sei.
Die stärksten Reaktionen im Netz
Das Unglaublichste an dem Bild ist für mich, dass Leute auch auf die dümmsten PR-Tricks reinfallen. #Greta
Ein reiches Mädchen mit einer ganzen Crew Beratern, Orgateams und Politikern hinter sich muss auf dem Gang im ICE sitzen.
Da glaube ich lieber weiter an den Weihnachtsmann.— Annette Creft (@AnnetteCreft) December 15, 2019
#GretaThunberg musste in der Bahn für einige Zeit auf dem Boden sitzen. Wo sind die Eltern und Begleiter von #Greta gesessen? @DB_Presse @GretaThunberg
— Georg Karp (@Betrifft) December 16, 2019
Fakt: #Greta Thunbergs Bahnfahrt ist schon jetzt die bedeutendste Zugreise in der europäischen Geschichte, seit Lenin im Jahre 1917 im «plombierten Waggon» von Zürich nach Petrograd verbracht wurde. Die offene «Reservierungsfrage» wird die Historiker noch über Jahrzehnte spalten.
— Dichtheit & Wahrung (@derkutter) December 15, 2019
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - heißt es. Und manchmal sagt es wohl nicht die Wahrheit. #Tja...#Greta pic.twitter.com/YVbnA6hCc7
— Arnd Diringer (@Arnd_Diringer) December 15, 2019