Mit der Moderatorin Victoria Marinowa ereignete sich bereits der dritte Journalistenmord in kürzester Zeit.
Nach Jan Kuciak in der Slowakei und Daphne Caruana Galizia in Malta ist das der dritte Journalistenmord in der Europäischen Union in weniger als einem Jahr. Neben der Tatsache, dass alle Journalisten waren, haben auch alle drei im Bereich Korruption recherchiert.
Der jüngste Fall: Victoria Marinowa
Moderatorin berichtete zuletzt über angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldern - jetzt ist sie tot. In der bulgarischen Donaustadt Russe ist eine Moderatorin des lokalen Fernsehsender TVN vergewaltigt und ermordet worden. Die Polizei prüft sowohl berufliche als auch persönliche Gründe für den Mord an Wiktorija Marinowa, wie der Bezirksstaatsanwalt von Russe, Georgi Georgiew, am Sonntag nach einem Bericht des bulgarischen Staatsfernsehens BNT sagte.
An der jüngsten Ausgabe der von Marinowa moderierten Sendung "Detektor" nahmen Investigativjournalisten aus Bulgarien und Rumänien teil, die über einen angeblichen Betrug mit EU-Fördergeldern recherchierten.
Die Leiche der 30-Jährigen war dem TV-Bericht zufolge am Samstag in einem Park am Donauufer von Russe entdeckt worden. Der unbekannte Täter habe die Frau geschlagen, vergewaltigt und dann erwürgt, berichteten Medien in Sofia. Innenminister Mladen Marinow bestätigte die Vergewaltigung der Moderatorin. Die besten Kriminalisten seien zur Aufklärung des Mordes nach Russe geschickt worden, versicherte Regierungschef Boiko Borissow.
EU verspricht mehr Sicherheit für Journalisten
Die EU-Kommission habe "mit großer Traurigkeit" von dem Mord erfahren. Es müsse sichergestellt sein, dass Journalisten in der EU sicher seien. Der Sprecher zitierte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der in seiner Rede im September gefordert hatte, dass Europa immer ein Platz sei, in dem die Pressefreiheit sakrosankt sein müsse. Die EU-Kommission habe "null Toleranz" gegenüber Betrug mit EU-Geldern und werde das EU-Betrugsbekämpfungsamt OLAF einschalten.
Fall 2: Jan Kuciak
Jan Kuciak wurde in seinem einen Haus umgebracht. Der Mord hat mit seiner journalistischen Tätigkeit zu tun.
In der Slowakei hat der gewaltsame Tod des Investigativ-Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten tiefe Bestürzung ausgelöst. Spitzenpolitiker, Journalisten-Verbände, Medien im Land sowie Kollegen und Öffentlichkeit verurteilten den Mord entschieden.
Fassungslosigkeit
Fall 3: Daphne Caruana Galizia
Nach dem Tod der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia gabtes offiziell lange keine Spur zu den Urhebern des Attentats. Erste Ermittlungen der Polizei ergaben, dass das Auto der 53-Jährigen am Montag unweit ihres Zuhauses in Bidnija mit dem Plastiksprengstoff Semtex in die Luft gejagt wurde, wie die "Times of Malta" am Mittwoch unter Berufung auf Polizeikreise berichtete.
Maltas Premier Joseph Muscat erhob am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen die Opposition. Zwar wollte er nicht darüber spekulieren, wer hinter dem Anschlag stehen könnte, das "Einfachste" wäre aber für ihn, "mit dem Finger auf die Opposition zu zeigen", sagte Muscat der italienischen Zeitung "La Repubblica" (Mittwoch).
Drohungen erhalten
Caruana Galizia habe sich in ihren letzten Artikeln mit dem Chef der oppositionellen Nationalistischen Partei, Adrian Delia, befasst, sagte Muscat. Der italienischen Zeitung "La Stampa" sagte Muscat, die Journalistin habe Delia der "Geldwäsche, Prostitution und mehr" bezichtigt. Überdies habe sie auf ihrem Blog geschrieben, dass sie Drohungen "von Leuten in der Opposition" erhalten habe. Er könne dies aber nicht belegen, sagte Muscat.
In der "Repubblica" bezeichnete Muscat Caruana Galizia erneut als seine "größte Gegnerin". Die Journalistin habe ihn seit seiner Zeit als Oppositionsführer "angegriffen". "Aber das war ihr Job", betonte der Regierungschef. In einem Land wie Malta sei es "undenkbar, dass jemand wegen seines Jobs sterben muss". Er versprach erneut, die Täter zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Dazu habe er die US-Bundespolizei FBI sowie europäische Sicherheitsbehörden zu den Ermittlungen hinzugezogen.