1983 im Stern veröffentlicht

Enthüllt: Das steht in den gefälschten "Hitler-Tagebüchern"

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40 Jahre nach Veröffentlichung wird nun klar, was in den vermeintlichen Hilter-Tagebüchern stand.

Im Frühjahr 1983 hatte das Magazin „Stern“ vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler veröffentlicht, die sich nur wenige Tage später als Fälschung herausstellten. Die Veröffentlichung hatte damals einen großen Medienskandal ausgelöst.

Rund 40 Jahre später strahlte die ARD das Format "Reschke Fernsehen" aus, in dem es um die gefälschten Hitler-Tagebücher ging. Der NDR teilte dazu mit, dass er Kopien der Tagebücher ausgewertet habe. Der ARD-Sender veröffentlichte seine Recherchen und die Inhalte der Schriftstücke auf seiner Webseite, samt historischer Einordnungen.

Holocaust-Leugnung

Mithilfe einer künstlichen Intelligenz konnte die die gefälschte und schwer leserliche Handschrift Hitlers übersetzt werden. Damit wurde nun erstmals deutlich, in welcher Absicht die Fälscher vorgingen. „Diese Tagebücher sind Ausdruck von Holocaust-Leugnung. Das ist eindeutig. Sie wollten Hitler von den schlimmsten Verbrechen der Nazis freisprechen“, so Politikwissenschafter Hajo Funke von der FU Berlin, der das Projekt wissenschaftlich begleitet hat.

„Der fiktive Hitler hat mit nationalsozialistischen Gewaltverbrechen nichts zu tun. Er ist sogar derjenige, der versucht, andere seiner Parteigenossen im Zaum zu halten“, so Historikerin Heike Görtemaker. So wollte der vermeintliche Hitler Juden zur schnellen Auswanderung bewegen oder „ihnen einen sicheren Landstrich in den besetzten Gebieten suchen, wo sie sich selbst ernähren und verwalten können“.

Weitere Untersuchungen

Unterdessen hat der Bertelsmann-Konzern angekündigt, selbst die Hintergründe der Affäre von Experten untersuchen zu lassen. "Bertelsmann lässt den Umgang des Unternehmens mit den gefälschten Hitler-Tagebüchern wissenschaftlich aufarbeiten", teilte der Konzern am Freitag in Gütersloh mit. Der "Stern" zählt zu den Gruner+Jahr-Titeln (RTL) im Bertelsmann-Portfolio.

Konzernchef Thomas Rabe sagte: "Die Publikation der gefälschten Hitler-Tagebücher im April 1983 bildet ein eigenes Kapitel in der Geschichte des 'Stern'. Wir halten es für notwendig, den Umgang mit der Entdeckung, Bewertung und Veröffentlichung der gefälschten Tagebücher bei Gruner + Jahr und Bertelsmann wissenschaftlich untersuchen zu lassen." Man werde einen bereits bestehenden Forschungsauftrag an das renommierte Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München erweitern, hieß es weiter. Dort wird bereits die "Stern"-Geschichte untersucht. Die historische Analyse werde mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Im Mai 2022 war bereits die Debatte rund um die Rolle des Ex-"Stern"-Chefredakteurs und Magazininitiators Henri Nannen (1913-1996) in der NS-Zeit neu entfacht worden. Auslöser war ein Beitrag des Rechercheformats "STRG_F" des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders Norddeutscher Rundfunk (NDR). Darin ging es um antisemitische Flugblätter im Zweiten Weltkrieg, der Beitrag stellte eine Verbindung zu Nannen her.
 
 
  

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