'Chico' biss seine Besitzer tot. Nun wird er entgegen erster Meldungen der Stadt doch nicht eingeschläfert.
Ein Kampfhund hat in einer Wohnung in Hannover am Dienstag seine Besitzer totgebissen, eine Mutter und ihren Sohn. Eine Obduktion der 52 und 27 Jahre alten Besitzer hat inzwischen den Verdacht einer tödlichen Hundeattacke bestätigt. Das Tier wird deshalb getötet. "Der Hund wird definitiv zeitnah eingeschläfert", sagte der Sprecher der Stadt Hannover, Udo Möller noch am Freitag. Bei den Opfern seien die "durch den Staffordshire-Terrier-Mischling verursachten Bissverletzungen todesursächlich" gewesen, hieß es.
Nun hat sich die Stadt allerdings gegen eine Einschläferung des Hundes entschieden. Das teilte der Tierschutzverein Hannover am Sonntag auf Facebook mit: "Wir sind stolz, dass wir die Ersten sind, die Euch diese Botschaft verkünden dürfen. Der Hund wird definitiv nicht eingeschläfert."
Tausende unterzeichnete Online-Petition
Tausende Kommentare und Likes folgten anschließend unter dem Posting. Eine Online-Petition wurde eingerichtet, um die Einschläferung von "Chico" zu verhindern. Innerhalb weniger Tage hatten über 237.000 Menschen die Petition unterschrieben. Jetzt offenbar mit Erfolg. Vom Tierschutzverein wurde ausdrücklich der Stadt Hannover als Entscheidungsträger in einem Nachtrag gelobt. "Wir möchten an dieser Stelle das Lob aber auch zu 100 % an die Stadt Hannover weitergeben. Es freut uns sehr, dass die Stadt Hannover, als entscheidende Stelle, so kurzfristig nach einer für fast alle Seiten zufriedenstellenden Lösung gesucht und offensichtlich gefunden hat", heißt es dort.
Diskussion
Dennoch hatte die Attacke eine heftige Diskussion um die sogenannten Kampfhunde ausgelöst. Im niedersächsischen Hundegesetz gibt es keine Rasselisten mit per se als gefährlich eingestuften Hunden. Wissenschaftler betonen, dass jeder Hund gefährlich werden kann. Allerdings verursachen größere Hunde schwerere Bissverletzungen. Zudem werden unter anderem Staffordshire-Terrier illegal speziell auf Angriffe auf andere Hunde oder sogar auf Menschen trainiert.
Ursache für Angriff unklar
Warum der Hund seine beiden Bezugspersonen angriff und tötete, ist weiter unklar. Die 52-Jährige war pflegebedürftig, der 27-Jährige schwer krank. Er hatte den Hund in einem Metallkäfig in seinem Zimmer gehalten und Nachbarn zufolge nur selten ausgeführt. Ein Pensionistenpaar hatte in der Vergangenheit den Tierschutzverein informiert, der bei zwei Besuchen 2014 und 2016 allerdings keine Vernachlässigung des Terrier-Mischlings festgestellt hatte.
Hund war bereits 2011 auffällig
Der Stadt Hannover waren bei Prüfungen der vergangenen fünf Jahre keine früheren Angriffe bekannt. Chico war angemeldet und nicht als gefährlicher Hund eingestuft. Inzwischen sei ein längerer Zeitraum überprüft worden und der Vorfall von 2011 entdeckt worden, gab die Stadt am Freitag bekannt. Nach jetzigen Erkenntnissen hätte eine Begutachtung dazu geführt, dass dem Besitzer die Haltung des Tieres verboten worden wäre. Die genauen Umstände für dieses Versäumnis und mögliche Konsequenzen würden derzeit untersucht. Einzelheiten will die Stadt am Montag bekanntgeben.
Solche Attacken äußerst selten
Derartige Attacken kommen höchst selten vor. Jährlich sterben in Deutschland im Schnitt drei bis vier Menschen an Hundebissen oder nach Hundestößen. Studien zufolge werden meist dem Hund bekannte Menschen zu Opfern, häufig Kinder oder Senioren. Nach der Attacke war der Ruf nach strengeren Kontrollen für Hundebesitzer laut geworden.