„Bild“-Herausgeber Kai Diekmann traf Trump zum Gespräch. Das Interview machte weltweit Schlagzeilen.
ÖSTERREICH: Sie haben Donald Trump interviewt. Welchen Eindruck hatten Sie vom neuen Präsidenten?
Kai Diekmann: Nach diesem brutalen Wahlkampf bin ich davon ausgegangen, jemanden zu treffen, der angespannt ist, aggressiv. Ich war sehr überrascht, dass er sehr aufgeräumt war, sehr gelassen und seiner Sache sehr sicher. Insofern muss ich meine Vorurteile ein Stück weit korrigieren. Natürlich ist Trump kein wirklicher Sympathieträger, er ist kein Politiker alter Schule, er hat mit allen politischen Regeln gebrochen. Das aber hat ihn ins Weiße Haus getragen.
ÖSTERREICH: Gab es vor dem Interview Auflagen, welche Fragen Sie stellen dürfen?
Diekmann: Nein, es gab keinerlei Beschränkungen, weder was Themen noch was Fragen angeht. Es gab auch hinterher keinerlei Auflagen, was veröffentlicht werden darf.
ÖSTERREICH: Sie haben bereits vier US-Präsidenten vor Trump getroffen: Bush senior, Bush junior, Clinton und Obama. Wie sehr unterscheidet sich Trump von seinen Vorgängern?
Diekmann: Grundsätzlich von allen. Er ist eben kein gelernter Politiker. Er kommt aus der Wirtschaft, ist Unternehmer. Er denkt in Deals. Das wichtigste Wort von ihm ist „Deal“, also Geschäftsabschluss. Aus dieser Perspektive betrachtet er Politik. Er wird sich immer die Frage stellen: „Was ist für uns drinnen? Was ist für Amerika drinnen?“ Das war vor allem sein Versprechen im Wahlkampf – „America first“ –, und ob uns das gefällt oder nicht, damit werden wir uns künftig auseinandersetzen müssen. Da ist jemand, der knallhart die Interessen seines Landes verfolgt. Jemand, der eben mit allen politischen Regeln bricht. Er redet eben nicht diplomatisch, nicht in politischen Codes, sondern er sagt das, was er denkt.
ÖSTERREICH: Was hat Sie an Trump am meisten überrascht?
Diekmann: Seine uneingeschränkte Offenheit und der enorme Lernprozess, den er durchmacht.