88 Österreicher im Krisengebiet

"Erde gibt noch immer keine Ruhe"

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Bis Sonntagnachmittag gab es keine Hinweise auf verletzte Österreicher in Nepal.

Bis zu 250 Österreicher könnten sich derzeit in Nepal befinden, 88 seien laut Außenamt in der Erdbebenregion unterwegs. „Wir haben zum Großteil von ihnen über Konsulat oder ihre Familien Kontakt, etwa 20 Personen haben wir aber noch nicht erreicht. Die Liste verändert sich ständig“, sagt Gesandter Martin Weiss Sonntag zu ÖSTERREICH.

Der blinde Osttiroler Bergsteiger Andy Holzer ist am Mount Everest:

„Die Erde gibt immer noch keine Ruhe“, berichtet die Wiener Journalistin Claudia Schanza aus Kathmandu. Einige Österreicher erlebten das Beben am Mount Everest – wie der blinde Bergsteiger Andy Holzer, der Alpinist Wolfgang Nairz oder der Grazer Clemens Strauss. Alle sind in Sicherheit.

Der Osttiroler Bergsteiger Andy Holzer ist mit drei Freunden am Weg zum Gipfel des Mount Everest. Das Beben spürte er in 6.440 Meter Höhe, derzeit weilt er im Basislager auf der Nordseite. Direkt danach rief er seine Frau Sabine an...

  • Andy Holzer über das Erdbeben.

Wir spüren dauernd die Beben am Berg. So etwas habe ich noch nie erlebt. Es war sehr emotional. Ich fühlte mich wie auf einem schwankenden Schiff. Alle meine Sherpas haben ihre Häuser verloren. Gott sei Dank haben sie keine Todesopfer zu beklagen.

  • über Ängste am Berg.

Erst glaubten wir, wir gehen über einen See, der nur dünn eingefroren ist und plötzlich bricht die Eisdecke ein. Die Gletscherspalten gingen vor uns auf. Wir hatten Angst, dass sie uns verschlucken.

  • über die Lawine auf der Südseite mit bis zu 18 Toten.

Dieses Unglück tut uns unsagbar leid und trifft uns im Herzen. Hier auf der Nordseite bei uns ist es soweit sicher.

Journalistin Claudia Schanza ist auf Trekking-Tour in Nepal. Wie sie das Beben erlebte.

Claudia Schanza über das Nachbeben: Es rockt nicht mehr so arg, die Erde gibt noch immer keine Ruhe.

  • über das erste Beben:

Die Erde wankte wie ein Schiff bei schwerem Seegang. Wildfremde Menschen klammerten sich an mich. Ich sah bei der weltberühmten buddhistischen Anlage Bodnath Stupa Türmchen einstürzten. Ich wollte den offenen Platz nicht verlassen, weil ich Angst vor einstürzenden Fassaden hatte. Am Weg zeigte sich bereits ein erstes Bild des Grauens: eingestürzte Mauern und bergeweise Ziegel auf der Straße. Touristen erzählten mir, dass das Erdbeben am Durban Square alles zusammenfallen ließ.

  • über die Verzweiflung der Menschen:

Menschen wühlten mit Händen nach Verschütteten. Im Epizentrum sind alle Häuser platt.

  • über ihre Gefühle.

Ich versuche zu verdrängen, wie viele noch unter den Ruinen eingeklemmt sind.

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