Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat in Griechenland wieder einmal mit provokanten Äußerungen für Aufsehen gesorgt, die in griechischen Medien als "neoosmanische Fantasien" ausgelegt wurden
In einer Rede in der im Nordwesten der Türkei gelegenen Stadt Eskişehir erklärte Erdoğan am Wochenende sinngemäß, die Grenzen der gleichnamigen Provinz seien nicht auf türkisches Territorium beschränkt. Vielmehr seien auch weite Teile Griechenlands dazuzuzählen.
"Eskişehir grenzt nicht nur an seine Nachbarprovinzen. Wenn eine Grenze von Eskişehir Thessaloniki ist, ist die andere Grenze die Krim", definierte Erdoğan auf einem Provinzkongress seiner islamisch-konservativen AKP (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung) die Fläche seines Landes neu. Die AKP konzentriere sich auf den Aufbau des "Jahrhunderts der Türkei" und glaube von ganzem Herzen an das "Ideal einer großen und mächtigen Türkei", ließ der Präsident weiters wissen.
Samarkand als Grenzstadt
Damit war aber noch nicht genug. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu sagte der türkische Präsident zudem: "Wenn eine Grenze Eskişehirs Samarkand ist, dann ist die andere Grenze Nordzypern." Die Stadt Samarkand liegt im zentralasiatischen Staat Usbekistan, der nicht einmal an die Türkei grenzt.
Die beiden NATO-Mitglieder Griechenland und die Türkei sind bereits seit langer Zeit mit einigen bilateralen Streitigkeiten konfrontiert. Dabei geht es neben gelegentlichen Uneinigkeiten bezüglich des Handlings der Migrationsthematik vor allem um Hoheitsrechte und Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer. Athen hatte sich in der jüngeren Vergangenheit öfters besorgt über eine dort bemerkbare Verstärkung der militärischen Präsenz der Türkei gezeigt.
Griechenlands konservativer Premier Kyriakos Mitsotakis (Nea Dimokratia/ND) hatte dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in den vergangenen Monaten mehrmals vorgeworfen, die Souveränität Griechenlands über Dutzende Ägäis-Inseln in Frage zu stellen. Erdoğan wiederum drohte wiederholt mit einer Invasion auf griechischen Inseln, weil diese von Hellas militarisiert worden seien. Ein weiterer Brennpunkt ist Zypern. Die Mittelmeerinsel ist seit einer türkischen Invasion im Jahr 1974 geteilt. Die Türkei griff die Insel an, nachdem griechische Putschisten den Anschluss an Griechenland erzwingen wollten. Nordzypern wird nur von Ankara anerkannt.