Deutscher Staatsanwalt

"Es gibt keinen Beweis, dass Maddie tot ist"

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Der mutmaßliche Mörder Christian B. wurde noch nicht einmal zum Fall verhört.

Der Fall schien endlich gelöst zu sein. Nachdem in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" neue Indizien bezüglich Maddie McCann präsentiert wurden, langten hunderte Hinweise bei den Ermittlern ein. Die damals dreijährige Maddie war am 3. Mai 2007 aus einer Apartmentanlage im portugiesischen Ferienort Praia da Luz verschwunden. Die Ermittler vermuten inzwischen, dass ein 43-jährige Deutsche Christian B. das Kind entführt und umgebracht hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den in Kiel hinter Gitter sitzenden Mann wegen Mordverdachts. Er befindet sich wegen einer anderen Sache in Strafhaft. 
 
Maddie McCann
© EPA
 

"Es gibt keinen Beweis"

Allerdings gibt es weiterhin keinen Haftbefehl, Christian B. wurde noch nicht einmal verhört. Der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft Hans Christian Wolters räumte jetzt in einem Interview mit dem britischen „Mirror“ ein: „Es gibt keinen Beweis, dass Maddie tot ist. Das war nur eine persönliche Meinung, Spekulation.“
 
„Darum könnte es immer noch ein kleines bisschen Hoffnung geben“, so Wolters weiter. „Ich bin überrascht, wie wichtig es für die Briten ist, ob ich sage, dass Madeleine tot. In Deutschland ist es eher normal, in so einem Fall wegen Mordes zu ermitteln.“
 
Maddie McCann
© EPA
 

Verdächtiger gerät europaweit ins Visier der Ermittler

Der deutsche Verdächtige im Fall Maddie ist in weiteren Fällen verschwundener und getöteter Kinder in Verdacht geraten. Die belgischen Behörden nahmen in dem Zusammenhang die Ermittlungen zum Mord an der deutschen Jugendlichen Carola Titze im Jahr 1997 wieder auf, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Brügge am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP sagte.
 
Auch in Portugal und den Niederlanden wird möglichen Verbindungen zum Verdächtigen nachgegangen. Die dreijährige Madeleine "Maddie" McCann war 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage an der Südalgarve verschwunden und wurde bis heute nicht gefunden. Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Braunschweiger Staatsanwaltschaft in dem Fall wegen Mordes gegen den mehrfach verurteilten Sexualstraftäter ermittelt. Der 43-Jährige sitzt derzeit wegen Rauschgifthandels in Schleswig-Holstein in Haft.
 
Carola Titze war 1996 in Belgien getötet worden. Der verstümmelte Leichnam der 16-jährigen deutschen Urlauberin wurde damals im belgischen Küstenort De Haan gefunden. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf einen deutschen Verdächtigen Anfang zwanzig. Der damalige Ermittlungsrichter Paul Gevaert hatte vergangene Woche eine mögliche Verbindung mit dem 43-Jährigen ins Spiel gebracht. "Die Beschreibung passt", sagte Gevaert der Zeitung "De Standaard".
 
Der deutsche Verdächtige soll zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve gelebt haben. "Die Tatsache, dass er so lange in Portugal war, würde erklären, warum wir ihn nie gefunden haben", sagte der heute pensionierte belgische Richter Gevaert. Seine Ermittlungen im Fall Carola Titze waren 2016 eingestellt worden, wurden nun aber wieder aufgenommen, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte.
 
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