Videla lehnte sich auf die Schulter des ebenfalls schlafenden Mitangeklagten.
Im Prozess um Verbrechen während seiner Herrschaft von 1976 und 1981 ist der ehemalige argentinische Diktator Ex-General Jorge Rafael Videla kurzzeitig eingeschlafen. Der 85-Jährige nickte am Dienstag (Ortszeit) ein und lehnte sich unbewusst an seinen Mitangeklagten, den ebenfalls eingeschlafenen Ex-General Luciano Menendez, an. Videla erwachte verschreckt, als ein Aktenordner von seinen Knien geräuschvoll auf den Boden fiel. Am Montag hatte Videla vor dem Gericht in Córdoba erklärt, er übernehme "voll und ganz die militärische Verantwortung für sämtliche Aktionen des argentinischen Militärs während dieses inneren Krieges".
Prozess neu aufgerollt
Videla muss sich wegen der Hinrichtung von
32 politischen Gefangenen und der Entführung und Folter von sechs weiteren
Menschen während seiner Herrschaft verantworten. Für die Verbrechen war
Videla 1985 zu lebenslanger Haft verurteilt worden, er wurde fünf Jahre
später aber auf Grundlage eines Amnestiegesetzes begnadigt. Da das Gesetz
inzwischen als verfassungswidrig aufgehoben wurde, wurde der Prozess neu
aufgerollt. Bis zum Jahresende sollen rund 60 Zeugen gehört werden.
Der letzte argentinische Junta-Chef in der Zeit der Militärdiktatur von 1976 bis 1983, Ex-General Reynaldo Bignone, wurde im April wegen schweren Menschenrechtsverletzungen zu 25 Jahren Haft verurteilt. Die Militärs hatten 1976 die Präsidentin Maria Estela (Isabel) Martinez de Perón gestürzt, die 1974 nach dem Tod ihres Mannes, Präsident Juan Perón, als Vizepräsidentin Staatschefin geworden. Unter der Militärherrschaft wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen in Argentinien insgesamt 30.000 Menschen umgebracht oder verschwanden spurlos.