Comback von Ronaldinho in Italien ist voll gelungen: Nach 9 Spielen hält der Brasilianer schon bei 5 Toren und schnuppert an der Tabellenspitze.
Der beim FC Barcelona als Versager und Partylöwe ausgemusterte Ronaldinho hat beim AC Milan ein grandioses Comeback gefeiert. Mit fünf Toren in neun Liga-Spielen hat sich der brasilianische Fußball-Teamspieler selbst aus der Krise und die "Rossoneri" nach dem schwachen Saisonstart aus dem Tabellenkeller auf Platz zwei geschossen. "Ein Geniestreich, was für eine Auferstehung", titelte die "La Gazzetta dello Sport".
Alle staunen
"Ich bin überglücklich, dass es so bergauf geht",
kann "Dinho" sein schnelles Comeback selbst kaum fassen. "Sein unbändiger
Wille, schnell wieder in Form zu kommen, hat mich schon überrascht", staunte
Milan-Trainer Carlo Ancelotti. Dass sein Team nach elf Runden in der Serie A
mit Titelverteidiger Inter Mailand wieder ganz oben steht und sein Job
wieder sicher ist, verdankt Ancelotti vor allem dem 28-jährigen
Offensivspieler. "Einer wie Dinho kann ein Spiel innerhalb von Sekunden
entscheiden", lobte Landsmann Kaka.
Vorurteile widerlegt
Der Weltfußballer gehörte zu denen, die
Ronaldinho bei seinem Wechsel im Sommer mit offenen Armen in Mailand
empfingen. Nicht alle waren damals von dem Neuzugang so begeistert. Viele
erwarteten eine exzentrische Diva, nach all dem, was die spanische Presse
über den Weltmeister von 2002 geschrieben hatte. "Dabei ist er ganz anders:
Er ist ein schüchterner Bursche und ein großartiger Profi", betonte
Ancelotti.
Freiheiten
Der umgängliche Vatertyp hat den zweimaligen
Weltfußballer des Jahres in den Griff bekommen. Als die ersten Gerüchte von
neuerlichen Disco-Touren in Mailand die Runde machen, erstickte Ancelotti
die Diskussion gleich im Keim, in dem er behauptete: "Er kann von mir aus
bis um fünf Uhr früh in die Disco gehen. Ich habe es ihm erlaubt."
Ancelotti konnte so locker sein, weil er wusste, dass der von Spaniens Presse zuletzt als "Gordinho" (Dickerchen) verspottete Star nicht in Discos tanzte, sondern auf dem Trainingsplatz rackerte. Die Verletzungen sind überwunden, die Fitness kehrt zurück. "Je mehr ich spiele, umso besser werde ich", versprach Ronaldinho. Ancelotti und Milan haben ihm neues Selbstvertrauen gegeben, die Tifosi lieben ihn. Das hat ihn stark gemacht, bestätigte Ronaldinho: "Ich fühle mich wohl bei Milan."
Auf dem Platz lässt ihm Ancelotti ungewöhnlich viel Freiheit. Auch das ist ein Grund für Ronaldinhos Comeback. "Einen wie ihn kann man eben nicht in ein System pressen", sagt Ancelotti. Der Trainer sieht den Mann aus Porto Alegre weder als reine Spitze noch als offensiven Mittelfeldspieler. Er sei irgendetwas dazwischen, meinte Ancelotti.
Volltreffer
Die Hauptsache aber sei, dass Ronaldinho trifft.
Bisher fünfmal in der Liga und einmal im UEFA-Cup, bei "Barca" traf
Ronaldinho in der gesamten vergangenen Saison nur achtmal. Trotz des
fürstlichen Salärs von angeblich 15 Millionen Euro pro Jahr war der
Brasilianer deshalb frustriert, bei Milan verdient er nicht einmal mehr die
Hälfte davon.