Iman schloss sich begeistert ISIS an. Doch im "Kalifat" erlebte sie die Hölle.
Vor mittlerweile mehr als drei Jahren wurde der so genannte Islamische Staat ausgerufen. Jihadisten der Terrormiliz ISIS brachten große Teile Syriens und des Iraks unter sich und terrorisierten von nun an alle Gegner ihres Regimes. Das „Kalifat“ wirkte dabei aber auch anziehend. Viele Menschen aus Europa und anderen Teilen zogen nach Syrien, um im IS zu leben.
Eine davon ist Iman Othmani. Die 25 Jahre alte Tunesierin hat sich zusammen mit ihrem Mann dem IS angeschlossen. Nun erzählt sie von ihrem Schicksal.
„Meine Geschichte ist einzigartig, wirklich einzigartig. Es ist so abscheulich, dass ich gar nicht von einer Geschichte sprechen möchte. Es ist eine Mischung aus Reue und Dingen, auf die ich nicht stolz bin. In den Videos von ISIS habe ich das Töten nicht gesehen. Ich sah das Gegenteil. Ich hörte die tollen Lieder und sah die schönen Zelte, die sie in Syrien aufbauten. Ich sah, wie nett sie Kinder behandelten und andere Menschen ermutigten. Mein Mann und ich wollten deswegen dorthin.“
Was Iman dort erlebte, war dann aber ganz anders als vorgestellt.
„Nach alledem. Oh mein Gott, wir haben nichts dergleichen dort gesehen. ISIS war die Hölle und wir lebten den Horror. Als wir flohen, hatten wir fürchterliche Angst. Ich konnte nicht schlafen, mein Mann auch nicht. Ich hatte solche Angst, dass sie in unser Haus einbrechen und meinen Mann entführen oder vor meinen Augen töten würden.“
Über den IS hat sie nur Negatives zu berichten.
„Sie foltern Menschen. Wenn sie eine Frau sehen, die ihr Gesicht nicht bedeckt hat, oder sich weigert es zu bedecken, wird sie gefoltert. Einmal folterten sie eine schwangere Frau so lange, bis sie blutete. Sie steckten meinen Mann ins Gefängnis. Denn er wollte nicht in den Irak gehen. Er wollte mit mir in Raqqa (Syrien) bleiben. Als er sich weigerte, wurde er gefoltert und verhaftet. In einer winzigen Zelle musste er auf die Toilette gehen, essen und schlafen. Ich bin nicht kriminell. Wenn ich kriminell oder eine Terroristin wäre, wäre ich bei ISIS geblieben und hätte für sie getötet. Der Jihad? Ja, ich glaube daran für Gott! Aber es ist nicht der gleiche Jihad, wie ISIS ihn auslebt."