Mit 100 Jahren

Ex-US-Außenminister Henry Kissinger gestorben

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Im Alter von 100 Jahren ist der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger - einer der einflussreichsten Diplomaten des 20. Jahrhunderts - gestorben.  

 Der im fränkischen Fürth geborene Kissinger starb am Mittwoch in seinem Haus im US-Bundesstaat Connecticut, wie seine Beratungsfirma Kissinger Associates mitteilte.

Der Außenminister unter den US-Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford hatte einen enormen Einfluss auf die internationale Politik nach dem Zweiten Weltkrieg, war aber auch hoch umstritten.

Als Nationaler Sicherheitsberater und Außenminister trieb er in den 1970er-Jahren eine Entspannung der Beziehungen zur Sowjetunion voran. So war er maßgeblich am Rüstungskontrollvertrag SALT I des Jahres 1972 beteiligt. Er leitete auch eine vorsichtige Annäherung an das kommunistisch regierte China ein.

Ehemaliger US-Außenminister Kissinger wird 100 Jahre alt

ARCHIV - 17.06.2014, USA, New York: Der ehemalige Außenminister der USA, Henry Kissinger, spricht bei einem Abendessen mit der deutschen damaligen Verteidigungsministerin von der Leyen im American Council on Germany (ACG) in New York. Der in Deutschland geborene Kissinger wurde 1969 Nationaler Sicherheitsberater in den USA, 1973 dann Außenminister. Er arbeitete unter den zwei Präsidenten Nixon und Ford. Kissinger machte sich einen Namen mit der US-Geheimdiplomatie während der 1970er Jahre in Verhandlungen mit China und Vietnam. 1973 erhielt er den Friedensnobelpreis. Am 27. Mai feiert er seinen 100. Geburtstag. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© Britta Pedersen/dpa
× Ehemaliger US-Außenminister Kissinger wird 100 Jahre alt

Friedensnobelpreis  

1973 wurde Kissinger zusammen mit dem nordvietnamesischen Chefunterhändler Le Duc Tho für ein Waffenstillstandsabkommen im Vietnamkrieg mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der Krieg ging aber trotz des Abkommens weiter, Tho lehnte den Preis gar ab.

Für Kritiker wurde Kissinger der Inbegriff des skrupellosen Machtpolitikers, der US-Interessen mit harter Hand durchsetzte. So wurde er für die Mitverantwortung der USA beim Pinochet-Putsch in Chile 1973 scharf kritisiert. Außerdem billigte Kissinger Indonesiens blutigen Einmarsch in Ost-Timor im Jahr 1975.

Flucht vor den Nazis

Kissinger war am 27. Mai 1923 in Fürth als Heinz Alfred Kissinger als Sohn einer jüdischen Lehrerfamilie auf die Welt gekommen. 1938 floh die Familie vor dem NS-Regime in die USA, wo Kissinger später eingebürgert wurde. Er lehrte an der Elite-Universität Harvard internationale Beziehungen und wurde 1969 von Präsident Nixon zum Nationalen Sicherheitsberater ernannt. 1973 kam noch das Amt des US-Außenministers hinzu, das er bis 1977 innehatte.

Nach seiner Regierungszeit blieb die Diplomatie-Legende mit der knorrigen Bass-Stimme ein einflussreicher Berater und verfasste zahlreiche Bücher. Erst im Juli reiste Kissinger nach China und traf dort Präsident Xi Jinping.

Nun starb Kissinger im Alter von 100 Jahren. "Mit dem Ableben von Henry Kissinger hat Amerika eine seiner verlässlichsten und markantesten Stimmen der Außenpolitik verloren", erklärte der frühere US-Präsident George W. Bush.

Kissinger soll nun bei einer privaten Feier im Familienkreis beigesetzt werden, wie sein Beratungsunternehmen mitteilte. Eine Gedenkfeier solle zu einem späteren Zeitpunkt in New York stattfinden.
 

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