Interview zu Fico

Experte in ZIB: "Attentat könnte Slowakei in tiefe Krise stürzen"

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"Nun hat sich alles leider derart zugespitzt, dass es zu diesem Attentat kam..."

Dem slowakischen Autor und Journalisten Michal Hvorecký nach hat Ministerpräsident Robert Fico das Land tief gespalten. Seine vierte Amtszeit sei von Anfang an sehr umstritten, verlautbarte er im ZIB-Interview. Überhaupt habe sich Fico in den letzten 20 Jahren enorm extremisiert. Er wurde zum nationalistischen/völkischen Politiker, seine Partei ist die am rechtesten stehende im ganze Land. Seit vergangenem Winter gab es immer wieder Massenproteste auf den Straßen gegen seine Pläne. Mit Slogans wie „Orbanisierung der Slowakei“ wurde gegen seine autoritäre Herrschaft protestiert. Vor allem die Regierungs-Hetze gegen die Opposition kam nicht gut an. Und nun hat sich alles leider derart zugespitzt, dass es zu diesem Attentat kam.

Fico spielte "russische Karte"

Die Radikalisierung ist nicht nur ein slowakisches Problem, mit der Corona-Pandemie habe sie in ganz Europa zugenommen. Und Fico wusste die Pandemie für sich zu nutzen, das half ihm sehr. Die linken Themen aus Westeuropa kamen in der konservativen, sozial schwächeren Slowakei kaum an. Und so entschloss Fico, sich national zu orientieren – gegen den Westen und so spielte er die russische Karte. Eigentlich war er schon abgeschrieben, seine politische Rückkehr gelang nur aufgrund der multiplen Krisen. Bei seinem Comeback geleng es Fico, seine neuen Partner und Parteien zu überzeugen. Er ist sozusagen das Bindeglied für die neue Dreierkoalition - und die kommt an. Auf der anderen Seite ist die slowakische Opposition zu schwach, auch gibt es keine echte Linke im Land

Welle der Solidarität mit Fico

Schon jetzt sehe Hvorecký eine Welle der Solidarität mit Fico. Das Attentat sei ein Schock für das ganze Land, die Leute wollen sowas nicht. Deshalb betonte Hvorecký  noch einmal: "Die Hetze muss aufhören! " Zuletzt attackierte Fico Journalisten heftig auf verbaler Ebene und bekanntlich beginne Gewalt immer in der Sprache. Leider wurde viel zu viel gehetzt und jetzt folgen langsam, aber sicher auch körperliche Übergriffe. Die Slowakei gilt als sicheres Land, doch in den letzten Woche und Monaten habe sich die Lage hier sehr zugespitzt. Die Regierungskoalition ist trotz allem Zuspruch relativ schwach und jetzt sieht man, wohin das führt. Die Situation sei für ein Land mitten in Europa nicht akzeptabel. Und: "Dieses Attentat könnte die Slowakei in eine tiefe Krise stürzen."

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