Rache an Putin

Experten: Darum schlug ISIS in Moskau zu

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Die Kämpfer des IS haben ihre "Rache nicht vergessen" 

Beim schlimmsten Terroranschlag in Russland seit Jahren hat es in einem Veranstaltungszentrum bei Moskau mehr als 130 Tote und über 150 Verletzte gegeben. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben elf Verdächtige festgenommen, darunter auch vier mutmaßlich direkt an der Tat beteiligte Schützen. 

Kurz nach dem Terrorangriff reklamierte die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) auf ihrem Propagandakanal Amak den Anschlag für sich. Einen Tag später veröffentlichte der IS dann ein verpixeltes Foto der angeblichen Angreifer. Experten halten die Bekennerschreiben für authentisch. Bisher waren schwere IS-Anschläge auf russische Ziele selten. Seit einigen Jahren haben die Islamisten aber auch Moskaus Politik auf dem Radar. In früheren Ansprachen warf die Terrorgruppe Russland etwa vor, muslimisches Blut vergossen zu haben. Insbesondere in Afghanistan wiegt das Erbe der sowjetischen Intervention vor 45 Jahren immer noch schwer.

Ein wichtiges Motiv für den Angriff sehen Experten aber auch in Wladimir Putins Militäreinsatz in Syrien. Der Kremlchef gilt als wichtigster Verbündeter des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Russland bombardierte immer wieder Stellungen der Islamisten, um Assad zu stützen. Der IS warnte nach dem Terroranschlag vom Freitag "Russland und seine Verbündeten", dass die Kämpfer des IS ihre "Rache nicht vergessen" würden. Der Angriff habe "Tausenden Christen in einer Musikhalle" gegolten, hieß es in einer Mitteilung.

Wer steckt hinter dem IS-Khorasan?

Laut US-Medienberichten soll ein regionaler Ableger der Terrormiliz, der ISPK, mit seinen ursprünglichen Rückzugsgebieten in Afghanistan verantwortlich für die Attacke bei Moskau sein. Auch Deutschland sieht entsprechende Hinweise darauf.

In Afghanistan tauchte die Terrorgruppe erstmals 2015 auf, wo sie im Grenzgebiet zu Pakistan eine "Provinz" namens Khorasan errichten wollte. Khorasan bezeichnet eine Region im antiken Persien, die sich damals über weite Teile des heutigen Afghanistans, Irans, und Turkmenistans erstreckte. Die Gruppe gilt als Drahtzieher verheerender Anschläge, darunter etwa der Selbstmordanschlag im Iran Anfang Jänner mit fast 100 Toten. Auch ein Angriff vor der russischen Botschaft in Kabul im Herbst 2022 soll auf das Konto des ISPK gehen.

Wie die regionalen Terrorzellen des IS heute genau agieren und wer sie finanziert, ist unbekannt. Die Gruppe hat keinen erkennbaren Anführer und kein zentrales Hauptquartier. Auch deshalb sind sich Analysten uneinig darüber, wie groß die internationalen Ambitionen des regionalen IS tatsächlich sind.
 
 

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