Schweigeminuten an den Anschlagsorten

Frankreich gedachte der Terrornacht vor sechs Jahren

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In Frankreich ist am Samstag mit Schweigeminuten und Kranzniederlegungen der blutigen Anschläge vor sechs Jahren in Paris gedacht worden.  

Premierminister Jean Castex und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo legten zunächst am Stade de France im Vorort Saint-Denis einen Kranz nieder, wo die von islamistischen Extremisten verübte Anschlagsserie am 13. November 2015 begonnen hatte. Insgesamt wurden 130 Menschen getötet, mehr als 350 weitere verletzt.

Es waren die schlimmsten Anschläge in der Geschichte Frankreichs. Für weitere Gedenkveranstaltungen begaben sich Castex, Hidalgo und weitere Behördenvertreter anschließend zu den Cafés und der Konzerthalle Bataclan, die von den Attentätern angegriffen worden waren. Überlebende und Hinterbliebene verfolgten ergriffen, wie die Namen der 90 Menschen verlesen wurden, die im Bataclan ermordet worden waren.

US-Vizepräsidentin gedachte an die Terrornacht 

Am Mittag legte auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die am Samstag ihren viertägigen Frankreich-Besuch beendete, nahe der Bar "Le Carillon" einen Strauß weißer Blumen nieder. Am Samstagabend sollte es kurz vor dem Anpfiff des Fußballspiels Frankreich-Kasachstan im Stade de France eine weitere Schweigeminute geben.

Nachdem das öffentliche Gedenken im November vergangenen Jahres wegen der Corona-Pandemie ausgefallen war, kam ihm in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu. "Im letzten Jahr hat man uns verboten zu kommen, und das hat uns nicht gut getan. Dieses Jahr gibt es ein großes Bedürfnis, sich zu versammeln, verstärkt durch den Prozess", sagte Bruno Poncet vor dem Bataclan.

"Wir haben dank des Prozesses echte Verbindungen geknüpft", sagte Poncet mit Verweis auf andere Überlebende und Hinterbliebene. "Bei vorhergehenden Gedenkveranstaltungen haben sich nur unsere Wege gekreuzt, ohne dass man zu sprechen wagte, es herrschte große Zurückhaltung. Mit den Zeugenaussagen ist alles anders geworden."

Sondergericht in Paris 

Seit Anfang September befasst sich ein Sondergericht in Paris mit der Nacht, die das Land tief traumatisiert hat. Von Anfang Oktober an hatten vier Wochen lang Überlebende und Angehörige von Opfern ihre Erlebnisse der Horrornacht geschildert. Besonders ergreifend waren die Berichte aus dem Bataclan, wo viele sich tot stellten, um nicht die Aufmerksamkeit der Angreifer auf sich zu ziehen.

Angeklagt sind 20 Männer, von denen 14 im eigens eingerichteten Gerichtssaal anwesend sind. Unter ihnen ist der 32-jährige Hauptangeklagte Salah Abdeslam, das einzige noch lebende Mitglied der Extremistenkommandos. 

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