Harte Debatte

Hollande bleibt nach TV-Duell Favorit

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Herausforderer bot Sarkozy in aggressiver Diskussion die Stirn.

Vor der Stichwahl in Frankreich hat Präsident Nicolas Sarkozy im großen TV-Duell den in Umfragen führenden Sozialisten Francois Hollande nach Einschätzung der Medien nicht in Bedrängnis gebracht. "Hollande bleibt Favorit nach der Debatte", urteilte die linksliberale Zeitung "Le Monde" am Donnerstag. In den französischen Medien herrschte der Tenor vor, dass Sarkozy seinen Herausforderer bei der äußerst aggressiv geführten Fernsehdebatte nicht in die Ecke drängen konnte.

Der im Popularitätstief steckende Sarkozy hatte versucht, seinen Kontrahenten zu provozieren und bloßzustellen, um Wechselwähler auf seine Seite zu ziehen. Fast jeder dritte Franzose verfolgte das einzige TV-Duell der beiden Kontrahenten. Vor der Stichwahl am Sonntag warf der Amtsinhaber seinem Herausforderer Hollande vor, keine Konzepte für die notwendige Sparpolitik vorweisen zu können und von Europa-Politik keine Ahnung zu haben. Hollande konterte mit Hinweisen auf die aus seiner Sicht miserable Regierungsbilanz Sarkozys und die hohen Arbeitslosenzahlen.

Der angespannt und erregt wirkende Sarkozy ging in dem dreistündigen Streitgespräch von Anfang an in die Offensive und warf Hollande vor, in der wirtschaftspolitischen Debatte mit falschen Zahlen zu operieren. "Monsieur Hollande, muss ich es hinnehmen, dass Sie so schamlos lügen?", fragte Sarkozy seinen Gegenüber.

"Das Beispiel, dem ich folgen will, ist Deutschland und nicht Spanien oder Griechenland", betonte der Präsident. Zusammen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel habe er Griechenland vor dem wirtschaftlichen Untergang und den Euro vor dem Zusammenbruch bewahrt. Europa habe die Krise überwunden, sagte Sarkozy. "Europa hat sie nicht überwunden", konterte Hollande. Mit einer allgemeinen Sparpolitik drohe Europa vielmehr das Wiederaufflackern der Krise, "und das will ich nicht". Hollande hatte angekündigt, den Fiskalpakt für mehr Budgetdisziplin der EU-Länder neu verhandeln und um wachstumsfördernde Elemente ergänzen zu wollen. Merkel lehnt das ab.

16 Sätze von Hollande
Aufsehen erregte Hollande vor allem durch seinen 200 Sekunden langen Vortrag, was für ein Präsident er sein würde. Seine 16 Sätze, die allesamt mit "ich als Präsident der Republik" begannen, sorgten schnell für hämische Kommentare im Internet. "Hat jemand bei Francois Hollandes 'Ich als Präsident der Republik' mitgezählt? Ich bin bei 666", fragte ein Franzose im Kurznachrichtendienst Twitter. Andere User stellten innerhalb weniger Stunden Musiknummern mit der Stimme Hollandes und der Musik des Rappers Soprano bzw. der House-Band Daft Punk ins Netz.

Meinungsforscher hatten Hollande am Mittwoch vor dem TV-Duell bei 53,5 bis 54 Prozent gesehen, Sarkozy bei nur 46 bis 46,5 Prozent. Etliche Wähler hatten sich aber noch als unentschlossen bezeichnet.

Le Pen gegen Sarkozy
Die rechtsextreme Populistin Marine Le Pen sieht Sarkozy bereits als gescheitert an. "Er hat die Wahl schon seit langem verloren", erklärte sie in einem Interview des TV-Nachrichtensenders BFM, und sagte einen Zerfall von Sarkozys UMP-Partei voraus.

Le Pen hatte in der ersten Wahlrunde als drittstärkster Bewerber knapp 18 Prozent der Stimmen erhalten. Ihre Anhänger könnten für Sarkozy eine wichtige Rolle spielen. Er hatte sie im TV-Duell explizit angesprochen und um Unterstützung geworben. Le Pen betonte am Donnerstag im TV-Nachrichtensender BFM, Hollande habe mit seinem Auftreten überrascht und viele seiner Kritiker Lügen gestraft. "Er hat seine Rolle ausgefüllt", meinte sie.

Hollande zeigte sich am Donnerstag im Rundfunksender France Inter zufrieden mit seiner Leistung. Mit Blick auf die Stichwahl am Sonntag warnte er, dass es zu früh für Jubel sei. "Mir ist klar, dass noch nichts entschieden ist. Es gibt noch Unbekannte bei dieser Wahl", erklärte er vor laufenden Fernsehkameras.

Auch Sarkozy setzt auf eine Mobilisierung in letzter Minute und erwartet eine außergewöhnlich hohe Wahlbeteiligung. Im RTL-Interview erklärte er, der Wahlausgang dürfte extrem knapp ausfallen. "Ich denke, dass ich gewinnen kann. Aber wenn die Franzosen anders entscheiden, wird das dann (für mich) ein anderes Leben bedeuten."

Das TV-Duell verfolgten insgesamt 17,8 Millionen Franzosen. Der unter Berufung auf das Institut Mediametrie vom TV-Nachrichtensender BFM verbreitete Wert liegt unter der Zuschauerzahl der TV-Debatte vor fünf Jahren. 2007 hatten 20,4 Zuschauer verfolgt, wie die damaligen Kandidaten Sarkozy und seine sozialistische Herausforderin Segolene Royal stritten. Royal war damals noch Hollandes Lebensgefährtin. Gemeinsam haben sie vier Kinder.

Sarkozy: Wahlkampf vor monumentaler Kulisse

Außer Atem steht Nicolas Sarkozy auf dem monumentalen Trocadero-Platz in der Nähe des Eiffelturmes, der Schweiß rinnt ihm über die Stirn.

Gerade hat sich der Präsident händeschüttelnd durch die begeisterte, dichte Menschenmenge gedrängt - 200.000 Anhänger nach seinen Worten, die zu seinem "echten Fest der Arbeit" am 1. Mai nach Paris gekommen sind.

Solch eine Demonstration der Kraft, solch beeindruckende Bilder kurz vor der Stichwahl um das Präsidentschaftsamt am Sonntag hatte sich der konservative Kandidat gewünscht.

"Umwerfend" findet Sarkozy die Mobilisierung seiner Anhänger.


 
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