EURO-Start

Frankreich zwischen Euphorie & Chaos

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Auftakt zur Fußball-EM: Gigantische Shows, aber auch Streik-Chaos und Terror-Angst.

Fußball-Euphorie und grenzenlose Freude auf der einen Seite, desaströses Chaos, Streik-Desaster und Terrorangst auf der anderen. Frankreich liefert derzeit Bilder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Am Abend vor der Eröffnung der Fußball-EM feierten 83.000 ausgelassen vor der weltbekannten Kulisse des Eiffelturms mit Superstar David Guetta. Zwar bildeten sich wegen der enormen Sicherheitsvorkehrungen lange Schlangen an den Eingängen zum Marsfeld. Drunter und drüber ging aber nichts. Guetta konnte seinen EM-Song This One’s For You präsentieren, der Eiffelturm im Hintergrund erstrahlte als Peace-Zeichen, eine spektakuläre Lichtshow begeisterte, die Stadt feierte.

Streiks
Aber: Seit Wochen haben eine Handvoll Gewerkschaften das Land in Geiselhaft. So streiken die Eisenbahner seit zehn Tagen, auch die Pariser Vorortzüge zum Stade de France fahren nicht, obwohl dort Freitagabend das Eröffnungsspiel Frankreich gegen Rumänien war.

Hollande warnt
Die Streiks werden auch während der gesamten vier EM-Wochen weitergehen. Heute, Samstag, legen die Piloten der Air France ihre Arbeit nieder. Air-France-Chef Frédéric Gagey rechnet mit dem Ausfall von etwa 20 bis 30 Prozent der Mittel- und Langstreckenflüge. Frankreichs Präsident Hollande sorgt sich indes um das Bild Frankreichs und seiner Hauptstadt zum EM-Auftakt: „Ich appelliere an die Verantwortung aller“, bat Hollande, „Wir werden unsere Pflicht erfüllen.“ Karl Wendl

Video zum Thema: EM ist Herausforderung für Sicherheitskräfte


Chaos: Müllberge und Dauerproteste in Paris

In der Hälfte aller Bezirke in Paris funktioniert die Müll-Entsorgung seit Tagen nicht mehr. Der Abfall stapelt sich auf den Straßen, es stinkt, ganze Viertel sind inzwischen Müllplätze – Paris präsentiert ein desaströses Bild.

Die Gewerkschaften zeigen sich davon aber unbeeindruckt. Sie wollen zumindest bis kommenden Dienstag weiterstreiken. Die Blockaden von Mülltrennungs- und Verbrennungsanlagen im Großraum von Paris bleiben aufrecht. „Wir sind sehr besorgt über den Mangel an Sauberkeit in einer gewissen Zahl von Bezirken“, sagte Stadt-Politiker Bruno Julliard.

Paris Müll
© Reuters

(Quelle: Reuters)

Bahnhöfe blockiert: Jeder zweite Zug fällt aus
Rien ne va plus. Stillstehen werden auch die meisten Züge: Nur vier von neun TGV-Schnellzügen rollen, bei den Vorstadtzügen und den Intercity-Verbindungen fällt jede zweite aus. Aus Proste gegen Präsident Hollandes Arbeitsmarktreform kommt es landesweit zu Blockaden von Straßen, Treibstofflagern, Bahnhöfen Großmärkten. Selbst Atomkraftwerke werden bestreikt.

EURO-Euphorie bei uns: 370 Public-Viewings

Jede Stadt im Land hat Public-Viewing-Zonen, die meisten gibt’s in Niederösterreich (97). Gefolgt von Oberösterreich (72) und der Steiermark (60). Die größte Fan-Meile hat Wien: Auf dem Rathausplatz steht eine 100-Quadratmeter-LED-Leinwand, dazu sechs weitere Großbildschirme. Platz ist für 25.000, das ist Rekord. Jedes Spiel werden im Schnitt 250.000 öffentlich verfolgen. Siegt Österreich, folgt ein landesweites Meer in Rot-Weiß-Rot.

Rekordverdächtig auch die Frankreich-Reisen der Fans: 70.000 reisen zu den Matches an.

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