Nur etwa jeder Zehnte gibt den aktuellen Behörden bessere Noten.
Die demokratische Regierung Serbiens, die am kommenden Dienstag den zehnten Jahrestag vom Sturz des Regimes von Slobodan Milosevic begeht, hat wenig Grund zur Freude. Nur zehn Prozent ihrer Landsleute glaubt nämlich, dass man in Serbien heute besser lebt als früher, ergab eine von der Tageszeitung "Danas" am heutigen Freitag veröffentliche Umfrage. Für 81 Prozent der Serben war das Leben während der kommunistischen Ära unter Josip Broz Tito (1945-1980) am besten.
"Der Beste"
"Der Schlosser (offizieller Beruf Titos) war der Beste. Er war und ist der Beste geblieben", lautete eine der typischen Antworten in der Umfrage. Unklar war, ob sich in der Umfrage auch unter 30-Jährige zu der vor ihrer Geburt zu Ende gegangenen Tito-Ära äußern durften. Sechs Prozent der Befragten gaben an, dass es ihnen während des Milosevic-Regimes (1990-2000) am besten ergangen sei.
Kriminelle
23 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass Serbien derzeit von Kriminellen verwaltet wird. 18 Prozent glauben, dass sich die Staatsverwaltung eigentlich in den Händen von neureichen Geschäftsleuten befindet. Ebenso viele gaben an, dass sie vom Staatschef, Regierung, Parlament und dem Premier ausgeübt wird.
Die Umfrage wurde im September im Rahmen eines gemeinsamen Projektes der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, des Belgrader Zentrums für Sozialdemokratische Studien und der nichtstaatlichen Organisation CESID durchgeführt. "Vor etwas mehr als zehn Jahren haben wird geglaubt, dass es damals am schlechtesten war. Danach dachten wir einige Zeit lang, dass es besser werden wird. Heute denken wir erneut, dass es gegenwärtig sehr schlecht ist und dass ein Wohlergehen in einer fernen Zukunft liegt", fassten die Autoren das Umfrageergebnis zusammen.