Vatikan

Gänswein: "Habe mich mit Franziskus vor seinem Tod versöhnt"

Frühere Privatsekretär von Benedikt XVI hofft auf Ratzingers Seligsprechung

Der frühere Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, hat sich nach eigenen Angaben noch vor dessen Tod mit Papst Franziskus versöhnt. "Ich habe mich mit Franziskus vor seinem Tod versöhnt", betonte Gänswein am Rande der Präsentation eines neuen Bandes bisher unveröffentlichter Predigten Joseph Ratzingers am Donnerstagnachmittag in Rom. "Ich habe auch an Franziskus' Grab in der Basilika Santa Maria Maggiore gebetet", sagte Gänswein.

Zu Franziskus ́ Nachfolger Leo XIV. erklärte der derzeitige Nuntius in Litauen, Estland und Lettland, dieser habe "einen ausgezeichneten Eindruck" auf ihn gemacht. Gänswein war von Leo XIV. im vergangenen Juni empfangen worden.

Gänswein hofft auf Rückkehr nach Rom

Zur Frage einer möglichen Selig- oder Heiligsprechung Benedikts XVI. sagte Gänswein, er hoffe darauf, wolle aber "der Vorsehung ihren Lauf lassen". Wie üblich müsse die Kirche fünf Jahre nach dem Tod abwarten. Er selbst erhalte fortlaufend Briefe und E-Mails mit Berichten über die vermeintliche Heiligkeit Benedikts. "Ich weiß nicht einmal, woher die Leute meine Adresse haben", so Gänswein laut Medienangaben. Der Band mit Benedikts Predigten erscheint mit dem Titel "Gott ist die wahre Wirklichkeit. Unveröffentlichte Homilien 2005-2017" im vatikanischen Verlag Libreria Editrice Vaticana.

Gänswein berichtete, Benedikt XVI. habe auch große Probleme stets im Glauben zu bewältigen gewusst. Das gehörte zu seinem "spirituellem DNA". Zu seiner eigenen Zukunft sagte der Nuntius, auf einen möglichen Rückruf nach Rom angesprochen: "Ich bin kein Prophet, aber ich habe 28 Jahre in Rom gelebt, mein Herz ist sicher römisch".

Mit Blick auf die Feier der sogenannten "Alten Messe" sieht Gänswein "Signale in die richtige Richtung". Benedikt XVI. habe Frieden in liturgischen Fragen schaffen wollen; dieser sei durch die von Papst Franziskus verfügten Einschränkungen "beschädigt" worden. "Man muss alles tun, um diesen Frieden wiederzufinden. Mein Eindruck ist, dass wir auf dem richtigen Weg sind", erklärte er.

Mit dem Schreiben "Traditionis custodes" setzte Papst Franziskus engere Regeln für die Feier der sogenannten "Alten Messe". Franziskus legte die nach den Liturgiereformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) etablierte ordentliche Form der Messe darin als "einzige Ausdrucksweise" des Römischen Ritus fest. Der außerordentliche Ritus ("Tridentinische Messe"), bei dem ein Priester mit dem Rücken zu den Gläubigen feiert und vor dem Altar leise auf Latein spricht, darf seitdem nur noch mit Erlaubnis des Ortsbischofs gefeiert werden. Der Bischof allein darf auch Orte, Zeiten und Priester bestimmen, die mit Gläubigen die "Alte Messe" feiern wollen.

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