Blutige Zusammenstöße

Gaza: Schwerste Kämpfe seit 2014

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Nach der Eskalation der militärischen Auseinandersetzungen im Gaza-Streifen: Islamischer Jihad verkündet Feuerpause, UN-Sicherheitsrat tagt am Mittwoch. 

Die israelische Armee und islamistische Gruppen im Gazastreifen haben sich am Dienstag die schwersten Auseinandersetzungen seit dem Gazakrieg 2014 geliefert.

Die radikalislamische Hamas und der Islamische Jihad bekannten sich zu dutzenden Angriffen mit Mörsergranaten auf den Süden Israels, die israelische Armee reagierte nach eigenen Angaben mit massiven Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen. Der Islamische Jihad (Dschihad) kündigte später eine Feuerpause an. Am Mittwoch kommt der UNO-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Im Süden Israels gab es bis zum späten Dienstagabend Explosionen durch Beschuss aus dem Gazastreifen - die israelische Armee erklärte, in zahlreichen Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens sei Raketenalarm ausgelöst worden.

Bereits am Dienstagmorgen waren vom Gazastreifen aus nach Angaben der israelischen Armee rund 30 Mörsergranaten auf Südisrael abgefeuert worden. Die meisten seien abgefangen worden. Drei israelische Soldaten wurden verletzt. Nach Angaben eines Armeesprechers explodierte eine Granate in der Nähe eines Kindergartens, der beschädigt worden sei.

Kinder hielten sich dort nicht auf. Die Armee erklärte, einige der Raketen aus dem Gazastreifen stammten mutmaßlich aus dem Iran. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen im Gazasteifen. Die Armee bombardierte nach Angaben eines Sprechers mehr als 30 Ziele im Gazastreifen, darunter einen Tunnel sowie militärische Infrastruktur der radikal-islamischen Hamas und des Islamischen Jihad. Opfer wurden aus dem Palästinensergebiet zunächst nicht gemeldet. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte nach den ersten Granatenangriffen erklärt, sein Land nehme die Angriffe "sehr ernst".

Die Armee werde darauf "kraftvoll" reagieren. Die Armee erklärte, keine Eskalation anzustreben, warnte die Hamas aber ausdrücklich. Die Milizen der Hamas und des Islamischen Jihad bekannten sich zu dem Granatenbeschuss. In einer seltenen gemeinsamen Erklärung begründeten sie diesen mit Angriffen der israelischen Armee auf ihre Stellungen im Gazastreifen während der vergangenen Tage. Später am Dienstagabend teilte der Islamische Jihad mit, es sei eine von Ägypten vermittelte Feuerpause ausgehandelt worden. Auch die Hamas habe zugesagt, sich daran zu halten. Die Hamas äußerte sich dazu jedoch nicht.

Auch die israelische Armee machte keine Angaben zu der mutmaßlichen Feuerpause. Auf Antrag der USA kommt am Mittwoch der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung wegen der palästinensischen Granatenangriffe auf Israel zusammen. "Der Sicherheitsrat muss Stellung beziehen zu der jüngsten Runde von Gewalt gegen unschuldige israelische Zivilisten", erklärte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley. Die Führung der Palästinenser müsse "zur Rechenschaft gezogen werden".

Die Zunahme der Gewalt zwischen Israel und radikalen Palästinensern im Gazastreifen erfolgte nach wochenlangen Protesten und Zusammenstößen an der Grenze des Gazastreifens zu Israel. Seit Ende März versammeln sich dort Palästinenser, um gegen die Blockade des Gazastreifens zu demonstrieren. Sie fordern die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge, die bei der Staatsgründung Israels vor 70 Jahren vertrieben wurden. Bei den Protesten wurden mindestens 121 Palästinenser getötet. Am Dienstag stoppte die israelische Marine überdies ein palästinensisches Schiff sowie mehrere kleine Boote, die ein Zeichen gegen die Seeblockade des Gazastreifens setzen wollten.

Die Blockadegrenze verläuft neun Seemeilen (16 Kilometer) vor der Küste des Gazastreifens. Die Organisatoren der Protestfahrt erklärten, die Menschen in Gaza hätten "die Nase voll von ihrem Leben". Mit dem Protest solle "eine klare Botschaft an Israel und den Rest der Welt" gesandt werden, "dass die Blockade aufgehoben werden muss". Die Aktion fand am Jahrestag des Angriffs auf das Hauptschiff einer Hilfsflotte statt, die vor acht Jahren die Seeblockade überwinden und Hilfsgüter in den abgeriegelten Gazastreifen bringen wollte. Die israelische Armee stürmte damals die "Mavi Marmara". Bei dem Militäreinsatz im Jahr 2010 wurden zehn türkische Aktivisten getötet.

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