Überraschung in der Türkei

Gericht vertragt Urteil gegen 'Welt'-Reporter Yücel

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Der Prozess gegen Deniz Yücel in der Türkei wurde überraschend vertagt.

Der Prozess gegen den "Welt"-Reporter Deniz Yücel in der Türkei wegen Terrorvorwürfen und Volksverhetzung ist kurz nach Verhandlungsbeginn überraschend vertagt worden. Zur Begründung sagten die Richter am Mittwoch in Istanbul, sie wollten das Abschlussplädoyer der Verteidigung bewerten. Eigentlich war ein Urteil erwartet worden. Nächster Verhandlungstag ist der 16. Juli.
 
Die Staatsanwaltschaft fordert wegen angeblicher Propaganda Yücels für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und Volksverhetzung bis zu 16 Jahre Haft. Hinsichtlich des Vorwurfs, für die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen Propaganda betrieben zu haben, hatte die Staatsanwaltschaft am vergangenen Verhandlungstag Freispruch gefordert.
 
Yücel war von Februar 2017 bis Februar 2018 ohne Anklageschrift im Hochsicherheitsgefängnis Silivri westlich von Istanbul inhaftiert. Mit seiner Entlassung und der Ausreise nach Deutschland war damals Anklage erhoben worden. Der Fall hatte die deutsch-türkischen Beziehungen schwer belastet.
 
Hintergrund der Anschuldigen gegen Yücel sind unter anderem Artikel, die der Journalist in seiner Zeit als Türkei-Korrespondent in der "Welt" veröffentlicht hatte.
 
Das türkische Verfassungsgericht hatte Yücels Untersuchungshaft vor einem Jahr für rechtswidrig erklärt und unter anderem entschieden, dass Yücels Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit verletzt worden sei. Zudem seien Yücels Artikel teilweise fehlerhaft übersetzt worden.
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