Experten einig

Gewalt größte Gefahr für Wandel in Ägypten

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Mursi will mit dem Berlin-Besuch "Normalität suggerieren".

Zwei Jahre nach der Revolution gefährden aus Expertensicht die andauernde Gewalt und die wirtschaftliche Notlage den Wandel in Ägypten. Der Politologe Thomas Demmelhuber sagte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: "Neben den massiven ökonomischen Problemen macht mir am meisten Sorgen, dass Präsident Mursi es nicht schafft, landesweit öffentliche Ordnung zu schaffen. Er muss das Militär zur Hilfe rufen." Demmelhuber ist Juniorprofessor an der Universität Hildesheim und hat zwischen 2004 und 2011 in Kairo geforscht.

Zum Kurzbesuch des ägyptischen Präsidenten an diesem Mittwoch in Berlin sagte der Wissenschaftler: "Er will mit dem Besuch Normalität suggerieren." Gleichzeitig gehe es um wirtschaftliche Hilfe. "Ägypten steht ökonomisch mit dem Rücken zur Wand. Ohne ausländische Hilfe droht der Staatsbankrott."

Deutschland könne als wichtiger Partner den Demokratisierungsprozess in Ägypten unterstützen, sagte Demmelhuber. "Hilfen sollten beispielsweise an konkrete Bedingungen geknüpft werden." Allerdings hätten die USA aufgrund der jahrelangen militärischen Kooperation oder auch Saudi-Arabien aufgrund seiner Regionalmacht einen weit größeren Einfluss in der Region als Europa.

"Ägyptens Weg in die Demokratie ist ergebnisoffen", sagte der Experte. Derzeit sei die Spaltung der Gesellschaft ein großes Problem. Die Konfliktlinien laufen nicht nur zwischen dem säkularen und religiösen Lager; zudem sei das religiöse Lager gespalten. "Zu viele sehen sich ohnehin als Hüter der Revolution und bezeichnen das jeweilig gegnerische Lager als kontrarevolutionär oder reaktionär. Das ist auch ein Indiz für eine weitere politische Radikalisierung."

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