Das Land wird zum Pulverfass

Gewalt, Plünderungen & ein Toter: US-Proteste eskalieren

Teilen

Mittlerweile breiten sich die Proteste auf zahlreiche andere Millionenstädte im Land aus. Die Wut nach dem Tod von George Floyd durch einen gewaltsamen Polizisten nimmt Überhand.

Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis haben die Proteste in der US-Großstadt trotz Ausgangssperre angedauert. Reporter des Senders CNN berichteten in der Nacht zu Samstag, weder Soldaten der Nationalgarde noch Polizisten seien zu sehen. An den Protesten beteiligten sich demnach Schwarze ebenso wie Weiße.

Floyd war am Montag bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Die vier an dem Einsatz beteiligten Polizisten wurden entlassen. Einer der vier an dem Einsatz beteiligten Polizisten wurde am Freitag des Mordes angeklagt. Bei ihm handelt es sich um den weißen Polizisten, der sein Knie minutenlang an den Hals Floyds gedrückt hatte. Floyd hatte mehrfach um Hilfe gefleht, bevor er das Bewusstsein verlor, wie ein Video festgehalten hatte. Der 46-jährige Schwarze wurde bei seiner Ankunft im Krankenhaus für tot erklärt.

George Floyd
© oe24
× George Floyd
George Floyd starb nachdem sich ein Polizist auf seinen Hals kniete.

In dem am Freitag veröffentlichten Haftbefehl für den Ex-Polizisten hieß es, dieser habe sein Knie insgesamt acht Minuten und 46 Sekunden auf den Nacken Floyds gedrückt. In den letzten zwei Minuten und 53 Sekunden habe Floyd keine Lebenszeichen mehr gezeigt. Im Haftbefehl hieß es weiter, der Gerichtsmediziner gehe nach vorläufigen Erkenntnissen davon aus, dass Floyd nicht erstickt sei. Der 46-Jährige habe unter anderen gesundheitlichen Problemen gelitten, die gemeinsam mit der Festsetzung und möglichen Rauschmitteln in seinem Blut vermutlich zu seinem Tod geführt hätten. Dem Ex-Polizisten werden Mord und Totschlag vorgeworfen. Ihm drohen nach den Gesetzen in Minnesota insgesamt bis zu 35 Jahre Haft. Die Untersuchungen gegen die drei anderen Polizisten dauern an.

Minneapolis Proteste George Floyd
© APA/AFP
× Minneapolis Proteste George Floyd

Minneapolis Proteste George Floyd
© APA/AFP
× Minneapolis Proteste George Floyd


Auch in anderen US-Städten kam es in der vierten Nacht in Folge zu Protesten, die vereinzelt in Gewalt ausarteten. In Atlanta griffen Demonstranten das Hauptquartier des Senders CNN an. Der Sender zeigte Live-Bilder aus der eigenen Zentrale, auf denen zu sehen war, wie Demonstranten von außerhalb Objekte auf Polizisten im Eingangsbereich des Senders warfen. Auch aus New York, Los Angeles, Dallas, Louisville uwurden Proteste gemeldet. Vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich ebenfalls Demonstranten. Einige von ihnen stießen Barrikaden um.

Atlanta Proteste George Floyd
© Getty Images
× Atlanta Proteste George Floyd
Massive Proteste nun auch in Atlanta

Atlanta Proteste George Floyd
© Getty Images
× Atlanta Proteste George Floyd

Atlanta Proteste George Floyd
© Getty Images
× Atlanta Proteste George Floyd

 

Besonders eskaliert ist die Situation in Detroit. Hier starb ein Demonstrant durch Schüsse aus einem fahrenden SUV. Wie die Polizeisprecherin der Stadt bekanntgab, soll es sich dabei um einen erst 19-Jährigen handeln. Der verdächtige Schütze soll in einem Dodge Durango an der Gruppe an Demonstranten vorbeigefahren und abgefeuert haben. Besonders betont wurde, dass die Schüsse nicht von Polizisten abgesetzt wurden.

Detroit Proteste George Floyd
© APA/AFP
× Detroit Proteste George Floyd
Proteste in Detroit

Detroit Proteste George Floyd
© APA/AFP
× Detroit Proteste George Floyd
Proteste in Detroit

 

Der Gouverneur von Minnesota Tim Walz beschrieb die Situation in und rund um Minneapolis als "unglaublich gefährlich". "Das ist der größte Bürgeraufmarsch, den wir jemals in der Geschichte von Minnesota hatten. Das ist ein Einsatz, wie es ihn in Minnesota noch niemals zuvor gegeben hat", erklärte er. Er habe zudem Verständnis für die Wut der Angehörigen und anderer, allerdings seien dieses Chaos und die Zerstörung "kein Trauern und kein Statement", so Walz.

US-Präsident Donald Trump zeigte sich am Freitag zuversichtlich, dass die Nationalgarde weitere Ausschreitungen in Minneapolis verhindern werde. Trump sagte im Weißen Haus, er habe mit Angehörigen Floyds gesprochen. "Großartige Leute." Trump forderte zugleich ein sofortiges Ende der Ausschreitungen. Man könne nicht erlauben, dass die Lage weiter in "Anarchie und Chaos" abgleite, sagte der Präsident. Er sprach von einer "furchtbaren, furchtbaren Situation".

Washington Proteste George Floyd
© APA/AFP
× Washington Proteste George Floyd
Auch vor dem Weißen Haus kam es zu Protesten.

Washington Proteste George Floyd
© APA/AFP
× Washington Proteste George Floyd


Trump hatte zuvor für eine Kontroverse gesorgt, als er auf Twitter mitteilte: "Habe gerade mit Gouverneur Tim Walz gesprochen und ihm gesagt, dass das Militär ganz an seiner Seite steht. Wenn es Schwierigkeiten gibt, werden wir die Kontrolle übernehmen, aber wenn die Plünderungen beginnen, beginnt das Schießen." Twitter versah den Tweet mit einem Warnhinweis, weil der Beitrag gegen das Verbot von Gewaltverherrlichung bei dem Dienst verstoße.

Mit seinem Satz zu möglichen Schüssen auf Plünderer zitierte Trump einen Satz aus dem Jahr 1967, mit dem der damalige Polizeichef von Miami ein hartes Vorgehen gegen die schwarze Bevölkerung angekündigt hatte. Trump relativierte seine Aussage am Freitag in einem weiteren Tweet. Er teilte mit, er habe nur gemeint, dass Plünderungen zu Waffengewalt führen könnten, was ein Fakt sei. Später sagte er, er habe das Ursprungszitat aus Miami gar nicht gekannt.

Video zum Thema: Fall George Floyd: Polizist angeklagt
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten