Überraschende Wende

Gipfelstreit: Messner darf Titel doch behalten

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Messner nach Gipfel-Farce: "Ich habe noch nie in meinen Leben einen Rekord aufgestellt"

Reinhold Messner bleibt nun doch auch offiziell jener Rekordmann, der als erster Mensch auf den Gipfeln aller 14 Achttausender jeweils ohne Flaschensauerstoff stand. "Bergchronist" Eberhard Jurgalski und sein Team hätten im "Streit" um die Gipfelbesteigung der Annapurna eingelenkt, berichtete das Magazin "Der Spiegel". Messner legte indes im APA-Gespräch mächtig los: "Eine Peinlichkeit sondersgleichen, für das Guinness-Buch der Rekorde, aber auch für die Journaille."

In der kuriosen Causa, die viel Staub aufgewirbelt hatte, musste die Südtiroler Bergsteiger-Ikone den Verlust zweier Titel im Guinness-Buch der Rekorde "hinnehmen", weil er angeblich - vereinfacht gesagt - angeblich doch nicht ganz oben auf dem Gipfel der Annapurna gestanden war. Jurgalski geht seit langem mit der Behauptung hausieren, dass Messner nie ganz oben auf dem Gipfel der 8.091 Meter hohen Annapurna stand. "Messner war an einem Punkt 65 Meter vor und fünf Meter unter dem Gipfel", so Jurgalski. Gemäß neuer Berechnungen sprachen die Organisatoren des Guinness-Buches in der neuen Ausgabe dem US-Amerikaner Ed Viesturs (64) den Achttausender-Rekordtitel zu. Dieser hatte 2005 mit dem Annapurna seinen letzten fehlenden Achttausender geschafft. Viesturs selbst hatte in der Causa zuletzt allerdings klar Position bezogen: "Ich bin der festen Überzeugung, dass Reinhold Messner der erste Mensch war, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, und dass dies auch heute noch anerkannt werden sollte."

Überraschende Wende

Nunmehr kam es aber offenbar ohnehin zur "Wende": "Der Spiegel" zitierte Jurgalski, dass er und sein Team eine schon länger angedachte Toleranzzone von 190 Metern für Besteigungen an der Annapurna sowie dem Dhaulagiri und dem Manaslu bis zum Jahr 2017 festgelegt haben. Die fünf Höhenmeter und die 65 Meter Gipfelentfernung, in der sich Messner 1985 auf dem Annapurna-Gipfelgrat befand, fallen demnach genau in diese Zone. In einer "historischen Anerkennungstabelle", die Jurgalski auf der Webseite 8000ers.com veröffentlichte, wurde Messner deshalb weiterhin "und für alle Zeiten" - so zitiert "Der Spiegel" Jurgalski - als erster Alpinist auf allen 14 Achttausendern geführt. Auch auf der Guinness-Website sollen nun die Rekorde überarbeitet werden.

Messner sei sich damals sicher gewesen, auf dem Gipfel zu stehen, zitierte das Magazin Jurgalski weiter. Die höchste Stelle auf dem Gipfelgrat der Annapurna habe man damals noch nicht exakt bestimmten können. Und Jurgalski rechtfertigte sich, es sei alles gut gemeint gewesen und es habe "niemals die Absicht bestanden, die Geschichte neu zu schreiben oder gar historische Aufstiege zu stornieren."

Messner ging unterdessen zum verbalen Angriff über. Es sei ein Armutszeugnis auch für den Journalismus, dass dieser offenbar nicht in der Lage sei, zu recherchieren bzw. zu gewichten und stattdessen "irgendwelchen dahergelaufenen Wichtigtuern", gemeint war Jurgalski, "auf den Leim geht." Es sei "unglaublich", dass man sich mit einem derartigen "Blödsinn" überhaupt beschäftigen müsse. Jemand, der "noch nicht einmal auf einem 3.000er gestanden ist", wolle plötzlich beurteilen, was vor 40 Jahren auf dem Gipfel eines 8.000 Meter hohen Berges passiert sei oder nicht. Es sei völlig unerheblich, ob er fünf oder 65 Meter vom Gipfel entfernt gewesen sei. Fakt ist, dass er sich auf dem "langen, flachen Gipfeldach" befunden - und somit diesen 8.000er auch bestiegen habe.

Aber dies sei ohnehin alles nicht so wichtig, betonte Messner. "Ich habe noch nie in meinen Leben einen Rekord aufgestellt", machte die Bergsteiger-Ikone deutlich. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: "Bergsteigen ist kein Sport, bei dem es um Rekorde und Bestzeiten geht. Bergsteigen ist eine kulturelle Erscheinung. Ich kann keinen Rekord verlieren oder gewinnen, da ich nie einen für mich beansprucht habe." Was "dieser Bergchronist, dessen Namen ich gar nicht in den Mund nehmen will", mache, sei "aus meinem berühmten Namen Kapital schlagen", übte der 79-Jährige scharfe Kritik. Das sei alles, was er dazu zu sagen habe. Er werde sich ab nun nie mehr dazu äußern.

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