15 "Geisterschiff"-Schlepper wurden in Deutschland und Türkei geschnappt.
Ermittler haben einen Ring skrupelloser Schlepper gesprengt, die mehr als 1.700 Syrer in schrottreifen Schiffen im Mittelmeer ihrem Schicksal überlassen haben. "Wir haben es hier mit einer menschenverachtenden internationalen Form organisierter Kriminalität zu tun", sagte der Präsident des Bundespolizeipräsidiums, Dieter Romann, am Mittwoch in Potsdam.
Dreimal sollen die Schlepper Ende 2014 Migranten gegen Zahlung von 4.500 bis 6.000 US-Dollar in den "Geisterschiffen" transportiert haben. Dabei gingen sie jedes Mal auf See von Bord und ließen das Schiff führungslos.
Ein Drahtzieher ging ins Netz
Bei Durchsuchungen in sechs Bundesländern wurden am Mittwoch fünf mutmaßliche Schlepper verhaftet, wie die Bundespolizei in Potsdam mitteilte. Auch in der Türkei gab es zehn Festnahmen. In der türkischen Stadt Mersin ging den Ermittlern einer der mutmaßlichen Drahtzieher ins Netz. Von den in Lübeck, Berlin, Köln, Hannover und Pfatter bei Regensburg verhafteten fünf syrischen Asylbewerbern zählten laut Bundespolizei drei zu den mittleren "Organisatoren".
Der Bundespolizei-Chef sprach von der "Zerschlagung eines internationalen Schleppernetzwerkes auf allen Ebenen bis hin zum Hauptbeschuldigten". Allein in Deutschland waren mehr als 490 Beamte der Bundespolizei beteiligt, einschließlich den Spezialeinheiten GSG 9 und BFE+. In der Türkei schlug zeitgleich die Nationalpolizei zu.
Lob vom deutschen Innenminister
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) lobte die Zusammenarbeit als beispielhaft: "Nur durch ein ganzheitliches und internationales Vorgehen können wir dem menschenverachtenden Treiben der Schlepperbanden ein Ende setzen." Der türkische Gouverneur Mehmet Cemalettin Lekesiz betonte: "Ich glaube daran, dass diese Operation eine strenge und klare Botschaft an die Organisationen sein wird, die aus dem Bürgerkrieg und dem menschlichen Drama im Nahen Osten zu profitieren versuchen."
Es gehe den Schleppern nur "ums Kasse machen", sagte Romann. "Wer letztlich über 1.700 Menschen in die Frachträume von abgetakelten und schrottreifen Frachtschiffen pfercht, danach den Autopiloten auf die italienische Küste richtet, sich in Sicherheit bringt und die Menschen ihrem Schicksal überlässt, der nimmt im Falle der Havarie billigend den Tod der Menschen an Bord in Kauf", sagte Romann.
Eines der größten internationalen Ermittlungsverfahren
Ein Jahr dauerten die Ermittlungen, fuhr Romann fort. Es sei "eines der größten internationalen Ermittlungsverfahren wegen des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern nach Deutschland". Den Verdächtigen drohen zehn Jahre Gefängnis. Von den 1.766 Migranten, die im Meer gerettet wurden, lebten mindestens 250 nun in Deutschland.
Sicherheit genommen
"Ohne die Unterstützung der türkischen Kollegen hätten es diesen Erfolg nicht gegeben", sagte der Leiter des Referates Ermittlungskoordination und Zentrale Ermittlungen der Bundespolizei, Bernd Stöberl: "Wie sicher sich diese Täter fühlen, zeigt sich auch daran, dass sie zum Teil vor laufender Kamera ihre kriminellen Machenschaften ausüben. Diese Sicherheit haben wir ihnen heute genommen."