Prozess beginnt

Härtere Strafen gegen Vergewaltiger in Indien

Teilen

Todesstrafe droht.

Unmittelbar vor Beginn des Prozesses gegen die mutmaßlichen Vergewaltiger einer 23-jährigen Studentin hat Indien die Strafen für sexuelle Gewalttäter verschärft. Das Innenministerium in Neu Delhi veröffentlichte am Montag eine entsprechende Rechtsverordnung.

Demnach ist für Vergewaltiger eine Haftstrafe von mindestens 20 Jahren bis lebenslang oder die Todesstrafe vorgesehen, wenn das Opfer an den Folgen der Tat stirbt oder dauerhaft im Koma liegt. Auch wer zweimal wegen einer Vergewaltigung verurteilt wird, dem droht die Todesstrafe.

An diesem Dienstag beginnt in Neu Delhi vor einem der neuen Schnellgerichte der Prozess gegen fünf Inder wegen Vergewaltigung einer Studentin. Die junge Frau starb an den Folgen. Ihnen wird unter anderem Mord vorgeworfen. Im Vorverfahren erklärten sich die Männer für nicht schuldig. Der Fall hatte im In- und Ausland für Empörung gesorgt. In Indien begannen noch nie da gewesene Proteste und eine breite Diskussion über die Rechte der Frau.

Indiens Präsident Pranab Mukherjee hatte die Verordnung am Sonntag unterzeichnet, nachdem sie am Freitag vom Kabinett gebilligt worden war. Die neuen Regeln müssen innerhalb von sechs Monaten noch vom Parlament bestätigt werden. Frauenrechtsgruppen, die die Todesstrafe für alle Vergewaltiger fordern, bezeichneten die Änderungen laut der Nachrichtenagentur IANS als "großen Witz". Vergewaltigung in der Ehe gilt trotz Empfehlung einer Expertenkommission weiterhin nicht als Straftat.

Die Angeklagten - ein Busfahrer und dessen Bruder, ein Obsthändler, ein Fitnessstudio-Trainer und ein Putzmann - gestanden kurz nach ihrer Festnahme bei der Polizei. Demnach begaben sie sich am 16. Dezember angetrunken auf eine "Vergnügungsfahrt" mit einem Privatbus und hielten nach einem Mädchen Ausschau, wie es in dem Polizeibericht an das Gericht heißt. Ein sechster mutmaßlicher Peiniger ist erst 17 Jahre alt und kommt vor ein Jugendgericht. Ihm drohen maximal drei Jahre Haft.

Einer der Angeklagten enthüllte im Verhör, dass sie das Opfer nach der Tat töten wollten, damit sie nicht als Täter identifiziert werden können. Auch der Freund der Toten, der mit im Bus war und verletzt überlebte, sollte sterben, erzählte er. Die Männer warfen die beiden aus dem Bus und versuchten, sie zu überfahren.

Das Gericht ließ laut Verteidigung zwölf Anklagepunkte zu, darunter Mord, Gruppenvergewaltigung, Entführung und die Zerstörung von Beweisen. Damit droht den fünf Männern die Todesstrafe. Sie sollen die junge Frau mehrfach oral, vaginal und anal vergewaltigt und mit zwei Eisenstangen malträtiert haben. Dann wuschen sie laut Polizeibericht den Bus und verbrannten die Kleidung der Opfer.

Dennoch fanden die Ermittler DNA-Spuren und Haare des Mädchens im Bus. Blutspuren des Opfers konnte auf der Kleidung der Männer festgestellt werden, daneben fand sich DNA der Männer am und im Körper des Mädchens. Auch waren die fünf Beschuldigten im Besitz der Handys, Ringe und Bankkarten der Opfer.

Zu Beginn des Prozesses werden Zeugen der Staatsanwaltschaft angehört. Darunter soll sich auch der Hauptzeuge befinden, der Freund der Studentin. Er gab gegenüber der Polizei an, zeitweise im Bus bei Bewusstsein gewesen zu sein. Außerdem will das Gericht Zeugen befragen, die die beiden blutüberströmt am Straßenrand haben liegen sehen.

Der Prozess findet wie schon die Vorverhandlungen hinter verschlossenen Türen statt. Auch wies der Richter offenbar die Anwälte an, nicht mit der Presse zu sprechen. Wann das Urteil fallen könnte, war vor Prozessbeginn noch nicht abzusehen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.