Er floh aus Krankenhaus

Hier zerren Ärzte Corona-Patienten zurück ins Spital

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In Georgien floh ein noch infizierter Mann aus dem Krankenhaus, stellte sich der anwesenden Presse und gab Interviews. Plötzlich brechen Mediziner dies ab. 

Das Coronavirus breitet sich weiter rasant aus. Weltweit sind fast 84.000 Menschen erkrankt und fast 2.900 gestorben. Die meisten der Patienten zeigen sich während der Behandlung kooperativ und bleiben ruhig. Dennoch gibt es hier und da einige Ausreißer. Besonders wirre Szenen spielten sich in Tiflis in Georgien ab. Dort floh ein Corona-Patient aus dem Iran aus dem Krankenhaus und stellte sich vor die Dutzenden Kameras und Journalisten vor dem Spital. Dort heilt er dann eine Rede, dass er froh sei, wieder draußen zu sein und bedankte sich bei alles. 

Doch plötzlich stürmt Krankenhauspersonal aus dem Spital heraus und zerrt den Mann wieder hinein. Eine Frau mit Schutzkleidung sagt dann nur mehr kurz und knapp: "Er ist nicht gesund." Später wurde der Mann dann in die Quarantänestation nach Abastumani gebracht. 

Corona Tiflis
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× Corona Tiflis

Covid-19 erreichte Wien: fünf Infizierte in Österreich 

Das Coronavirus hat die Bundeshauptstadt erreicht: Drei Fälle sind am Donnerstag in Wien bestätigt worden. Damit gab es bis zum Abend fünf bestätigte Infizierte in Österreich. "Wir rechnen mit weiter steigenden Zahlen", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei einem Pressebriefing. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte aber: "Wir sind auf einem guten Weg."
 
Zuvor fand im Bundeskanzleramt ein Treffen mit den Landeshauptleuten, Experten des Gesundheits- und Innenministeriums statt. Die Kapazitäten in den Bundesländern sollen bestmöglich gesteigert werden, sagte Kurz. Insgesamt 1.000 Testungen pro Tag seien möglich.
 
Anschober kündigte Verordnungen und Erlässe an, damit Verdachtsfälle österreichweit einheitlich behandelt werden. Diese sollen am morgigen Freitag per Erlass in Kraft treten und umfassen die Bereiche Kindergarten, Schule, Betriebe, Verkehrsnutzung und das Verhalten im Privatbereich. Der Minister nannte als Beispiel das Vorgehen, wenn ein Verdachtsfall in einer Schule auftritt. Hier werde künftig die Testung an Ort und Stelle stattfinden. Sämtliche Personen müssten bis zum Vorliegen des Ergebnisses im Gebäude bleiben. Liegt tatsächlich eine Infizierung vor, werde über das weitere Vorgehen entschieden.
 
Erst in den nächsten Wochen werde sich entscheiden, "ob die Welt eine globale Pandemie erfahren wird", sagte Anschober. Österreich versuche jedenfalls "möglichst konsequent zu handeln um die Ausbreitung einzudämmen", betonte Kurz. Der Kanzler wies darauf hin, dass die "Mitwirkung der Bevölkerung ganz wesentlich" sei. Jeder einzelne könne einen Beitrag leisten und etwa Reisewarnungen "ernst nehmen".
 
Anschober verwies darauf, dass die Tatsache, dass derzeit auch Grippewelle herrsche und dabei die Symptome jenen einer Coronavirus-Erkrankung sehr ähneln, die Situation nicht gerade leichter mache. Seit dem Wochenende werden in Wien Grippepatienten in Spitälern zusätzlich auf das Coronavirus getestet - bisher "Hunderte", sagte der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) in der ORF-Sendung "Wien heute". Darum hat man bei einem 72-Jährigen, der seit zehn Tagen im Krankenhaus war, eine Covid-19-Erkrankung mit einen schweren Verlauf festgestellt.
 
Außerdem befanden sich ein Ehepaar und seine zwei Kinder in einem Krankenhaus. Der Mann und die Frau wurden bereits positiv getestet, die Kinder zeigen ebenfalls Krankheitssymptome, hieß es aus dem Wiener Krankenstaltenverbund (KAV). Ihre Testergebnisse waren noch ausständig. Alle vier Personen haben "leichte Krankheitssymptome". Die Familie war laut KAV zuvor in der Lombardei im Urlaub.
 
Dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zufolge war der erkrankte 72-Jährige nicht im Ausland. Der Weg der Ansteckung kristallisiere sich aber heraus, sagte Hacker in der ORF-Sendung. Bis das endgültig geklärt ist, mache er dazu keine weiteren Angaben. Das persönliche Umfeld des Mannes wird beobachtet, hieß es bei einer Pressekonferenz. Zugleich wurden drei Stationen im KFJ gesperrt und die Mitarbeiter nach Hause geschickt.
 
Bereits am Dienstag wurden zwei Fälle in Tirol bestätigt. Da das infizierte Paar aus Italien am Samstag noch mit der Innsbrucker Nordketten- und der Hungerburgbahn gefahren war, informiert nun die zuständige Behörde 63 mögliche Kontaktpersonen. Diese erhalten umfassende Hygiene- und Sicherheitsinformationen, teilte das Land mit. In Tirol scheint sich die Lage vorerst zu entspannen. Insgesamt rund 50 Proben wurden im Laufe des Donnerstags untersucht - alle sind negativ.
 
Das Coronavirus führt nun auch zu Lieferengpässen in heimischen Apotheken. Waren Atemschutzmasken bereits seit längerem nur sporadisch erhältlich, so sind seit wenigen Tagen auch Desinfektionsmittel in Form von Fertigprodukten in vielen heimischen Apotheken nicht mehr verfügbar. Abhilfe verschaffen von Apothekern selbst gefertigte Desinfektionsmittel aus hochprozentigem Alkohol.
 
Angesichts der rasanten globalen Ausbreitung des Coronavirus verschärfen zahlreiche Länder ihre Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Deutschland, wo bisher elf Fälle bekannt wurden, richtete einen Krisenstab ein. Spezielle Grenzkontrollen als Maßnahme zur Eindämmung des Coronavirus soll es nach Angaben der EU-Kommission in der EU bis auf Weiteres zwar nicht geben. Deutschland beginnt aber, Daten von Einreisenden genauer unter die Lupe zu nehmen. Österreich wendet solche Maßnahmen vorerst nicht an, hieß es dazu aus dem Gesundheits- und dem Innenministerium zur APA.
 
Das Robert-Koch-Institut warnte, das Virus lasse sich sehr leicht übertragen, die Ausbreitungsgeschwindigkeit sei hoch. "Darum müssen wir alles versuchen, das einzudämmen", forderte Institutsleiter Lothar Wieler. "Es gebe weder einen Impfstoff noch wisse man bisher, welche Therapeutika helfen. Die Rate an Verstorbenen sei höher als bei der Grippe. "Eine erneute Infektion ist, wie bei normalen Erkältungen, nicht auszuschließen, aber der Verlauf dürfte deutlich milder ausfallen", betonte Ronald Dijkman, Professor am Institut für Infektionskrankheiten an der Universität Bern. Der Körper sei besser auf die Infektion vorbereitet.
 
"Es deutet alles darauf hin, dass die Welt bald in eine pandemische Phase des Coronavirus eintritt", befand Australiens Premierminister Scott Morrison in Canberra. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte, der Ausbruch sei "eine Krise, eine Epidemie, die unterwegs ist".
 
Erstmals übertraf die Zahl der Neuerkrankungen, die binnen 24 Stunden rund um die Welt hinzukamen, die Zahl derer, die aus China gemeldet wurden. Die Volksrepublik, wo das neuartige Virus erstmals Ende Dezember auftauchte, ist aber weiter mit Abstand am stärksten betroffen. Mehr als 78.500 Fälle wurden dort gezählt, 2.746 Menschen starben. Darüber hinaus hat sich die Krankheit auf 44 weitere Länder ausgebreitet. Mehr als 3.200 Menschen wurden außerhalb Chinas positiv getestet, mehr als 50 starben.
 
Zuletzt griff das Virus, das Lungenentzündungen verursachen kann, auch in Europa immer stärker um sich, besonders in Italien, wo die Infektionszahl auf 650 stieg und mittlerweile 17 Menschen gestorben sind. In Südamerika ist das Virus ebenfalls angekommen, Brasilien meldete am Mittwoch die erste Infektion. Die meisten Toten außerhalb Chinas gibt es im Iran mit 26. Die meisten Infektionsfälle nach China zählt Südkorea. Binnen eines Tages schnellte die Zahl um 334 auf 1.595 in die Höhe. Gemeinsame Militärmanöver mit den USA wurden vorsorglich verschoben. In Japan, wo mehr als 190 Menschen erkrankt sind, sollen die Schulen im März geschlossen bleiben.
 
Die Krise schlägt auch voll auf die Finanzmärkte durch. Nach wochenlangen Höhenflügen stecken sie seit sechs Handelstagen tief im roten Bereich. Mehr als 3,6 Billionen Dollar an Börsenwert wurde vernichtet. Befürchtet werden schwere Folgen für die Konjunktur in zahlreichen Ländern.
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