Nach der Schließung eines Geheimgefängnisses wird Schreckliches berichtet.
Nach der Schließung eines irakischen Geheimgefängnisses in Bagdad klagen ehemalige Häftlinge über brutale Foltermethoden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) veröffentlichte am Mittwoch einen Bericht über Interviews mit 42 Gefangenen, die von Vergewaltigungen, Elektroschocks und Schlägen berichteten. Die irakischen Gefängniswärter hätten sie auf diese Weise dazu gebracht, vorgefertigte Geständnisse zu unterschreiben.
Die 42 Befragten gehören nach Angaben von HRW zu einer Gruppe von 300 Gefangenen, die nach ersten Medienberichten über das Geheimgefängnis am früheren Flughafen Muthanna im Westen Bagdads in die Haftanstalt Al-Russafa verlegt wurden. In Muthanna seien mehr als 430 im vergangenen Herbst festgenommene Verdächtige gefangen gehalten worden, schrieb die Menschenrechtsorganisation. Ihre Familien hätten von ihrem Aufenthaltsort nichts erfahren.
Elektroschock in Genitalien
Einer der von HRW befragten
Häftlinge sagte aus, vor Verhören seien ihm die Hände gefesselt und die
Augen verbunden worden, dann hätten ihn die Wärter kopfüber an eine Stange
gehängt und geschlagen. Anschließend sei ihm ein Plastiksack über den Kopf
gezogen worden, so dass er das Bewusstsein verlor. Um ihn wieder
aufzuwecken, hätten seine Peiniger ihm einen Elektroschock in die Genitalien
versetzt.
Anderen Gefangenen wurden laut dem HRW-Bericht mehrere Zähne ausgeschlagen oder Fingernägel ausgerissen. Einigen sei die Haut mit brennenden Zigarettenstummeln versengt oder mit Säure verätzt worden. Das Geheimgefängnis stand laut HRW unter Aufsicht einer Regierungsabteilung, die für Ministerpräsident Nuri al-Maliki arbeitet. Nachdem am 19. April die "Los Angeles Times" über die Haftanstalt berichtet hatte, wurden die Gefangenen in andere Haftanstalten verlegt; wegen der Missbrauchsvorwürfe wurden laut HRW drei Offiziere festgenommen.