Syrien / Türkei

IS hisst Flagge in Kobane

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Stadt an der Grenze zur Türkei steht kurz vor dem Fall.

Die nordsyrische Kurden-Enklave Kobane gerät immer mehr unter Druck der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Sie ist bis auf 200 Meter an die Stadt herangerückt, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag mit. Laut Augenzeugen wurde auf einem Gebäude im Osten der Stadt die schwarze IS-Flagge gehisst. Die Türkei begann indes mit der Evakuierung des Grenzgebiets.

 Auf Fernsehbildern, die von der Türkei aus aufgenommen wurden, war die IS-Flagge auf einem vierstöckigen Gebäude im Osten von Kobane (arabisch: Ayn al-Arab) zu sehen.

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IS hisst Flagge in Kobane
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(c) Getty

Unklar war, ob die Miliz das Gebiet tatsächlich unter ihre Kontrolle gebracht hatte. Zuvor hatten die kurdischen Verteidiger Kobanes berichtet, dass die Innenstadt mit Mörsergranaten beschossen worden sei.

IS hisst Flagge in Kobane
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(c) Getty; Auch auf diesem Berg haben die Terroristen ihre Fahne gehisst

 "Sie feuern mit Mörsergranaten ins Stadtzentrum, und wir haben nur leichte Waffen", sagte der Chef der Kobane-Verteidiger, Esmat al-Scheich, am Montag in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Reuters. Umkämpft sei vor allem ein strategisch wichtiger Hügel, der den Kämpfern einen ungehinderten Einfall in der Stadt ermöglichen würde. "Sollten sie in Kobane einmarschieren, wird die Stadt zum Friedhof für uns und für sie", sagte Scheich. "Wir werden Widerstand leisten bis zum Ende."

Kurdische Volksschutzeinheiten (YPG) hätten die Angreifer nach heftigen Kämpfen zurückdrängen können, sagte Rami Abdel Rahman von der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte der dpa am Montag. 19 Kurden und mindestens 29 IS-Extremisten seien dabei getötet worden.

Die YPG-Einheiten gingen jetzt von "Defensive auf Angriff über", sagte der Chef der selbst ernannten Regionalregierung von Kobane, Anwar Muslim. Mittlerweile würden 5.000 Kurden in Kobane kämpfen. Auch die IS-Miliz erhielt nach Medienberichten vom Sonntag im Kampf um Kobane Verstärkung aus anderen Regionen.

Kurdin sprengte sich in die Luft
"Unsere Kämpfer haben sich auf diesen Kampf vorbereitet", sagte Muslim. Als Beispiel nannte er den ersten Selbstmordanschlag einer Kurdin auf IS-Kämpfer südlich von Kobane. Die YPG-Kämpferin soll am Sonntagabend Dutzende IS-Extremisten mit in den Tod gerissen haben. Nach Angaben der YPG hatte sie sich in das vom IS beherrschte Gebiet nahe des Mischanur-Hügels geschlichen und einen Sprengsatz gezündet. 16 IS-Kämpfer seien dabei getötet worden.

Während der Kämpfe um Kobane schlug auch eine Mörsergranate in ein Haus im türkischen Grenzdistrikt Suruc ein. Es habe aber keine Verletzten gegeben, berichtete die Nachrichtenagentur DHA. Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, türkische Behörden hätten wegen des wiederholten Granatenbeschusses die Evakuierung dreier Grenzdörfer angeordnet. Außerdem seien die Schulen in der Umgebung geschlossen worden.

Türkische Sicherheitskräfte vertrieben zudem dutzende Journalisten und Zivilisten aus dem Grenzgebiet. "Gehen Sie oder wir schreiten ein", riefen die Sicherheitskräfte über Lautsprecher. Die Personen, die von der Grenze aus die Kämpfe um Kobane beobachten, seien rund 700 Meter von der Grenze zurückgedrängt worden. Seit Beginn der Gefechte flohen nach türkischen Angaben mehr als 180.000 Menschen aus Kobane und den umliegenden Dörfern über die Grenze in die Türkei.

 

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