Regierung in London reagierte verärgert auf Trumps Verbreitung der Videos.
Mit der Verbreitung islamfeindlicher Videos von britischen Rechtsextremisten hat US-Präsident Donald Trump für Empörung gesorgt und die Londoner Regierung verärgert. Trump teilte die Videos am Mittwoch kommentarlos über den Kurzbotschaftendienst Twitter.
May attackiert
Nachdem die sonst eher USA-freundliche britische Regierung dies scharf verurteilt hatte, griff Trump Premierministerin Theresa May an: Diese solle sich lieber um den "zerstörerischen radikalen islamischen Terrorismus" in Großbritannien kümmern.
Zuvor hatte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, die Kritik an Trump zurückgewiesen: es gehe nicht um den Wahrheitsgehalt der Videos. "Die Bedrohung ist real, davon spricht der Präsident." Es gehe um die Notwendigkeit nationaler Sicherheit und militärischer Ausgaben. "Das sind sehr reale Dinge, es gibt nichts Falsches daran."
Dagegen versuchte der stellvertretende Sprecher des Weißen Hauses, Raj Shah, die Wogen zu glätten. Trump habe "großen Respekt" vor dem britischen Volk und Premierministerin May, sagte Shah vor Journalisten.
Drei islamophobe Videos geteilt
Trump hatte drei islamophobe Videos geteilt, die auch von der rechtsextremistischen Gruppierung Britain First verbreitet und mit islamfeindlichen Texten unterlegt worden waren. Trump hat rund 44 Millionen Follower auf Twitter.
Zuvor hatte London aus seinem Ärger keinen Hehl gemacht: "Es ist falsch vom US-Präsidenten, das getan zu haben", sagte Mays Sprecher. Britain First versuche, die britische Gesellschaft durch den Gebrauch "hasserfüllter Erzählungen" zu spalten. "Die britische Gesellschaft lehnt diese vorurteilsbehafteten Phrasen der Rechtsextremen mehrheitlich ab." Denn diese seien das Gegenteil von "Anstand, Toleranz und Respekt" - Werte, für die Großbritannien einstehe.
Rechtsextreme Gruppierung dankte Trump
Die Hass-Videos sind bereits seit Längerem im Netz. In einem Video wird ein Junge auf Krücken zusammengeschlagen. Ein anderes zeigt, wie eine Gruppe Menschen einen jungen Mann von einem Dach drängt. Im dritten Video zerstört ein bärtiger Mann eine Marienstatue. In den Beschreibungen von Britain First handelt es sich bei allen Tätern um Muslime.
Jayda Fransen, Vize-Chefin der rechtsextremen Gruppierung Britain First, dankte Trump nach der Weiterverbreitung der Videos: "GOTT SCHÜTZE SIE, TRUMP! GOTT SCHÜTZE AMERIKA!" Die 31-jährige Juristin ist vorbestraft, weil sie eine Muslimin angegriffen hat.
Die Niederlande reagierten auf das Video, in dem der Junge auf Krücken verprügelt wird. "Die Fakten zählen. Der Täter in diesem Video ist in den Niederlanden geboren und aufgewachsen. Er ist nach niederländischem Recht bestraft worden", erklärte die niederländische Botschaft in den USA auf Twitter.
"Extreme Rechte legitimiert"
Der Witwer der von einem Rechtsextremisten ermordeten britischen Abgeordneten Jo Cox reagierte empört auf das Handeln Trumps. "Trump hat die extreme Rechte in seinem Land legitimiert, nun versucht er es in unserem Land zu tun", erklärte Brendan Cox. "Hass zu verbreiten hat Konsequenzen, und der Präsident sollte sich schämen."
Auch mehrere Abgeordnete der oppositionellen Labour-Partei in Großbritannien verurteilten das Vorgehen Trumps. "Der Präsident der Vereinigten Staaten wirbt für eine faschistische, rassistische, extremistische Hass-Gruppe, deren Anführer festgenommen und verurteilt worden sind", erklärte David Lammy. In den USA empörten sich Abgeordnete der Demokraten. Es sei "schockierend und schrecklich", solch eine Islamophobie bei einem Präsidenten zu sehen, erklärte Don Beyer.
Im US-Wahlkampf war Trump mit ausländerfeindlichen Parolen auf Stimmenfang gegangen. Im Sommer stellte er nach dem Tod einer Demonstrantin in Charlottesville das Verhalten von Rechtsextremisten und Gegendemonstranten auf eine Stufe.