Nach israelischen Angaben sind bisher mehr als 7000 militante Palästinenser getötet worden.
Tel Aviv/Gaza. Nach der US-Blockade einer Resolution im UN-Sicherheitsrat für eine neue Waffenruhe hat Israel seine Offensive gegen die radikal-islamische Palästinenser-Gruppe Hamas im Gazastreifen auch am Samstag vorangetrieben. In Khan Younis im Süden des dicht besiedelten Küstengebiets forderten die israelischen Streitkräfte nach Angaben von Bewohnern zum Verlassen eines weiteren Stadtbereichs auf, der westlich von Vierteln liegt, die das Militär erst kürzlich gestürmt hat.
Krankenhäuser in der Region meldeten die Einlieferung von immer mehr Toten und Verletzten. Die Zahl der getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn laut der Hamas-Gesundheitsbehörde inzwischen auf 17.700 gestiegen. Dies gab Ashraf al-Kudra, der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, am Samstag bekannt. Demnach wurden 48.780 weitere Menschen verletzt. Die Zahlen lassen sich nicht prüfen, die UNO und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass die Zahlen der Behörde bisher glaubwürdig seien.
Mehr als 7.000 militante Palästinenser getötet
Nach israelischen Angaben sind bisher mehr als 7.000 militante Palästinenser getötet worden. Diese Schätzung sei das Minimum, sagte Israels nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi dem TV-Sender Kanal 12. "Es könnten mehr sein, weil wir nicht wissen, was alles unter den eingestürzten Stellen und Tunneln und so weiter liegt. Aber das ist die vorsichtige Schätzung."
In Khan Younis wurden die ganze Nacht über weitere Tote und Verletzte in das ohnehin bereits überfüllte Nasser-Krankenhaus eingeliefert. Ein Sanitäter rannte aus einem Krankenwagen, auf dem Arm den schlaffen Körper eines kleinen Mädchens in einen rosa Trainingsanzug. In der Klinik weinten und krümmten sich verwundete Kinder auf dem Fliesenboden, während Pflegekräfte herbeieilten, um sie zu trösten versuchten. Draußen lagen Tote unter weißen Leichentüchern auf dem Boden aneinandergereiht.
Nasser und eine weitere Klinik im südlicheren Teil des Gazastreifens, das Aqsa-Krankenhaus in Deir al-Ballah, teilten mit, allein in den vergangenen 24 Stunden habe man 133 Tote und 259 Verletzte gezählt. Aus anderen Gegenden des Gazastreifens lagen noch keine neuen Totenzahlen vor.
"Wir schlafen nachts nicht"
"Wir schlafen nachts nicht, wir bleiben wach, wir versuchen, die Kinder zum Schlafen zu bringen, und wir bleiben auf, weil wir Angst haben, dass das Haus bombardiert wird und wir schnell die Kinder hinaustragen müssen", schilderte die 57-jährige Sainab Khalil die Lage in Khan Younis. "Tagsüber beginnt dann eine weitere Tragödie, nämlich: Wie ernährt man die Kinder?"
Israel hatte Anfang Dezember seine Militäroffensive auf den südlichen Teil des Gazastreifens ausgeweitet, nachdem eine einwöchige Waffenruhe nicht verlängert worden war. Auslöser des Kriegs war ein überfallartiger Überraschungsangriff von Hamas-Kämpfern im Süden Israels, bei dem 1.200 Menschen getötet wurden. Außerdem nahm die Hamas etwa 240 Geiseln, von denen ein Teil während der einwöchigen Feuerpause gegen palästinensische Insassen israelischer Gefängnisse ausgetauscht wurde.
Die schiitischen Houthi-Rebellen im Jemen drohten unterdessen, künftig Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel an der Durchfahrt im Roten Meer zu hindern. In einer Erklärung vom Samstagabend hieß es, nur Frachtern, die Hilfsgüter für den Gazastreifen lieferten, würde die Durchfahrt gewährt. Alle anderen würden zum "legitimen Zielen unserer Streitkräfte". Die vom Iran unterstützten Houthi-Rebellen greifen Israel seit Ausbruch des Gaza-Krieges immer wieder unter anderem mit Drohnen und Raketen an.