TU-Experte Böck

Weitere Explosionen sind verhinderbar

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Ein Sarkophag kommt als Lösung jetzt noch nicht in Frage.

Das Vorhaben der Betreiber des japanischen Unglücksreaktors Fukushima eins, nämlich das Kraftwerk unter einer Schicht aus Sand und Beton zu begraben, hielte Helmuth Böck vom Atominstitut der Technischen Universität Wien (TU) für den falschen Weg. Für Sarkophage a la Tschernobyl sei es "fünf bis sieben Jahre" zu früh. Außerdem sei die Situation der beiden Unglücks-AKWs absolut nicht vergleichbar. Böck hält eine Normalisierung der Lage in Fukushima für durchaus denkbar.

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Rasche Kühlung wichtig
Nun sei es wichtig, dass die Brennelemente rasch gekühlt werden. Aktuell sorgt - neben Wasserwerfern und Hubschraubern - auch ein Dieselgenerator für die Zufuhr von Wasser in die Abklingbecken, berichtete am Freitag die IAEO. Laut Böck sollte diese Vorgangsweise dazu führen, dass sich die Temperaturen in den beschädigten Reaktorblöcken bald wieder normalisiert haben. Anschließend könne mit der Analyse begonnen werden.

Sarkophag erst in ferner Zukunft
"Nachdem man alles unter Kontrolle gebracht hat, wird wohl ein längeres Untersuchungsprogramm anlaufen, das genau ermittelt, wie der Ablauf war", so Böck. Für den Atom-Experten von der TU Wien wäre deshalb ein Sarkophag quasi ein möglicher Schlusspunkt, der jedoch in ferner Zukunft liegt.

"Die meisten Druckbehälter sind in Ordnung, auch die Brennelemente. Die kann man dann aus den Reaktoren entfernen wie bei einem normalen Wechsel. Denn durch das hineingepumpte Wasser sinkt schließlich auch der Strahlenpegel. Jetzt einfach Beton drüberzuschütten und zu sagen: das wars, gehen wir nach Hause, wäre der völlig falsche Weg", sagte Böck.

Japan trauert um seine Opfer

"Weitere Explosionen sollten zu verhindern sein"
Der Wissenschafter zeigte sich überdies verwundert, dass man aus der ersten der beiden Explosionen im AKW Fukushima offenbar nicht genügend Lehren gezogen habe: "Man hätte verhindern müssen, dass es zu einer kritischen Mischung zwischen Wasser- und Sauerstoff kommt. Da genügt dann schon ein Funke, ein Schalter - und das ganze fliegt in die Luft. Es hätte durchaus Möglichkeiten gegeben, das besser zu machen. Weitere Explosionen sollten also eigentlich zu verhindern sein."

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So funktioniert der Heli-Einsatz

Militärhubschrauber schütten Meereswasser über dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins in Japan aus. Die Brennstäbe in den beschädigten Reaktoren sollen damit gekühlt und eine Kernschmelze verhindert werden.

Die Hubschrauber fliegen in 90 Meter Höhe über den Reaktor. Aus dieser Höhe ist die Trefferwahrscheinlichkeit noch hoch und die Strahlenbelastung relativ gering. Wegen der starken Radioaktivität dürfen die Piloten nicht über dem Kraftwerk kreisen.

Japanische Soldaten dürfen laut Gesetz einer Strahlenbelastung von höchstens 100 Millisievert pro Stunde ausgesetzt sein. Am Mittwoch durfte nicht geflogen werden, da 250 Millisievert über dem Reaktor gemessen worden waren. Am Donnerstag sank die Belastung auf 87 Millisievert in einer Höhe von 90 Metern.

Ein Einsatz soll nicht länger als 40 Minuten dauern, damit die Strahlenbelastung für die Einsatzkräfte nicht zu groß wird.

Der Boden der Hubschrauber ist mit einer Bleiplatte verstärkt, um die Besatzung vor der Strahlung zu schützen. Pro Ladung können 7,5 Tonnen Wasser transportiert werden. Das Kühlbecken eines Reaktors fasst 2.000 Tonnen.

Das japanische Militär setzt zwei Transport-Helikopter des Typs Ch-47 Chinook vom US-Hersteller Boeing ein. Die Hubschrauber mit Tandem-Rotor transportieren normalerweise schwere Lasten für Militäreinsätze. Die Maschinen werden auch für Evakuierungen, Brandbekämpfung und Katastrophenhilfe eingesetzt.

Hollywood geschockt: Stars beten für Japan

Der Popstar bietet im Online-Shop seiner Homepage Armbänder für fünf Dollar (3,60 Euro) an. Der Erlös soll den Erdbebenopfern zugutekommen. Das Armband trägt den Schriftzug "We Pray For Japan" (Wir beten für Japan).

"Meine Gebete schließen Japan mit ein."

"In dieser ernsten Situation bin ich mit meinem Herzen bei Japan - besonders bei denen, die liebe Menschen verloren haben. Hochachtungsvoll, Lenny."

"Meine Gebete schließen alle ein, die von der Katastrophe in Japan betroffen sind."

Er kündigte auf seiner Website an, einen Dollar von jeder Eintrittskarte seiner Live-Tournee "My Violent Torpedo of Truth/Defeat is Not An Option Show" für die Erdbebenopfer zu spenden.

"Ich werde so traurig, all das Leid zu sehen. Die Bilder aus Japan sind Horror. Mein Gedanke war sofort, dass wir jetzt alle eins sind. Eine Welt. Wenn eine Katastrophe eine Region der Welt trifft, muss der Rest der Welt reagieren (...) Wenn man von solchen Sachen hört, merken wir, wie klein wir sind, wie schutzlos (...)"

"Japan ist einer meiner liebsten Orte auf der Welt. Das Land hat eine wunderbare Kultur mit tollen Menschen. Ich bete für sie. Wir müssen alle helfen."

"Die Bilder in den Nachrichten brechen mir das Herz. Ich sorge mich um jeden in Japan. Meine Gedanken sind bei Japan. Gott segne Euch alle."

Panikkäufe in Japan

Leere Regale in Supermärkten und ausverkaufte Tankstellen:

Nach dem Erdbeben in Japan wird die Versorgungssituation in einigen Regionen immer ernster.

Zettel mit der Aufschrift "ausverkauft" hängen an den Regalen.

"Bitte beeilen Sie sich. Wir haben noch zehn Minuten, dann wird hier der Strom für drei bis vier Stunden abgeschaltet", sagte ein Mitarbeiter in einem Lebensmittelladen.

Die japanische Regierung hat unterdessen die Bevölkerung aufgefordert, keine Hamsterkäufe aus Sorge wegen des Atomunfalls in der Anlage Fukushima 1 zu tätigen

Sollten sich die Menschen mit großen Vorräten an Grundnahrungsmitteln eindecken, könne dies die Versorgung der Menschen in dem von der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe betroffenen Gebiet gefährden.

Das Verbraucherministerium kündigte an, die Preissteigerungen bei Lebensmitteln im Auge zu behalten.

Die Angst vor Geschäftemachern wächst:

In der Not könnten Geschäftsleute die Preise astronomisch hochsetzen.

Dies will das Ministerium, so Ministerin Renho, unbedingt verhiondern.

In der Erdbeben-und Tsunami-Region an der Nordostküste des Landes herrscht eine gravierende Lebensmittelknappheit.

Der Nachschub fehlt, Lieferungen kommen nicht an.

An den Kassen bilden sich lange Warteschlangen.

Glücklich, wer den letzten Reis ergattert hat.

Neben Lebensmitteln sind auch Matratzen, Schlafsäcke, Taschenlampen gefragt.

Lange Schlangen vor den Geschäften: Die Japaner müssen sich in Geduld üben.