Tankzug-Explosion

Kanada: Mehr als 40 Tote befürchtet

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Feuer nach zwei Tagen endlich gelöscht.

Zwei Tage nach der verheerenden Explosion eines entgleisten Tankzugs in Kanada hat die Feuerwehr die Flammen endlich ersticken können - zugleich wuchs aber die Furcht vor der Entdeckung dutzender weiterer Leichen. Neben den fünf geborgenen Todesopfern würden noch 40 Menschen vermisst, erklärten die Behörden. Nach Angaben eines Feuerwehrmanns hielten sich zum Unglückszeitpunkt 50 Menschen in einer Bar auf, von der "nichts mehr übrig" sei.

Tankwaggons werden mit Wasser gekühlt
"Die Flammen, die Feuer sind gelöscht", sagte der örtliche Feuerwehrchef Denis Lauzon am Sonntagabend (Ortszeit) vor Journalisten. Zwei Tankwaggons würden vorsichtshalber weiter mit Wasser besprengt, damit sie abkühlten. In der Nacht auf Montag gab es dann plötzlich eine erneute Explosion, ihre genaue Ursache blieb aber unklar.

Ein Sprecher der Provinzpolizei sagte, ein großer Teil des Unglücksortes sei den Ermittlern immer noch nicht zugänglich, weil die Feuerwehr die Bereiche noch nicht gesichert habe. Ermittler der kanadischen Behörde für Verkehrssicherheit untersuchten am Sonntag die Lokomotive und stellten Daten ihrer Blackbox sicher.

Stadt-Zentrum vollkommen zerstört
Der mit Rohöl beladene Zug war in der Nacht auf Samstag führerlos durch Lac-Megantic gerast und entgleist, woraufhin mehrere Kesselwagen explodierten. Durch das Flammeninferno wurde das Zentrum der 6.000-Einwohner-Stadt völlig zerstört. Etwa 2.000 Einwohner mussten ihre Häuser verlassen, einige von ihnen durften am Sonntag zurückkehren. Das Rote Kreuz richtete Notunterkünfte in mehreren Schulen der Umgebung ein.

Den kanadischen Behörden zufolge bestand der Tankzug aus 72 mit je hundert Tonnen Öl beladenen Waggons, von denen mindestens vier explodierten. Laut dem Bahnunternehmen Montreal Maine & Atlantic hatte der Zug zunächst wegen eines Personalwechsels im 13 Kilometer entfernten Nachbarort Nantes gehalten. Trotz gezogener Bremsen sei er dann plötzlich ohne Lokführer die abschüssigen Gleise hinunter nach Lac-Megantic gerollt, das rund 250 Kilometer östlich der Metropole Montreal liegt.

Mindestens sechs Explosionen

Zeugen berichteten von mindestens sechs Explosionen und einem riesigen Feuerball über der Ortschaft. "Ein junges Mädchen stand komplett in Flammen", berichtete ein Augenzeuge. "Sie schrie immer wieder: Rettet mich! Rettet mich!"

Polizeisprecher Michel Brunet sagte, bisher seien fünf Leichen entdeckt worden. Da noch 40 Menschen vermisst würden, rechne die Polizei aber mit "viel mehr" Opfern. Die Angaben des Feuerwehrmanns über die 50 Menschen in der völlig zerstörten Bar wollte Brunet nicht bestätigen.

Schwierige Identifizierung der Opfer
Die Identifizierung der Opfer dürfte sich schwierig gestalten. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Leichen stark verkohlt seien, sagte eine Vertreterin der Gerichtsmedizin, Genevieve Guilbault. Angesichts der Schwere des Brandes sei nicht auszuschließen, dass manche Leichen gar nicht identifiziert werden könnten.

Kanadas Premierminister Stephen Harper besuchte am Sonntag das zerstörte Stadtzentrum von Lac-Megantic. "Das ist wie ein Kriegsgebiet", sagte er. Das Ausmaß der Zerstörung sei "unglaublich, schwer vorstellbar".

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