"Angespannte Lage"

Kim beruft Sitzung des Zentralkomitees ein

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Gremium soll über "neue Ausrichtung" Nordkoreas entscheiden 

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat für Mittwoch eine Sitzung des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei einberufen. Das Gremium solle über die "aktuelle angespannte Lage" beraten und "über die neue Ausrichtung entscheiden", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA unter Berufung auf Äußerungen Kims vom Vortag.
 

Gescheiterter Gipfel

Die Sitzung des Zentralkomitees erfolgt vor dem Hintergrund des gescheiterten Gipfeltreffens Kims mit US-Präsident Donald Trump in Hanoi, das im Februar ohne Einigung endete. Zudem hält sich der südkoreanische Präsident Moon Jae-in in dieser Woche in Washington auf. Am Donnerstag tritt das nordkoreanische Parlament zusammen.
 
Die staatliche Agentur scheint in ihrem Bericht jedoch andeuten zu wollen, dass es Kim vorrangig um die wirtschaftliche Entwicklung Nordkoreas gehen könnte. Kim habe bei einem Treffen mit hohen Beamten am Dienstag eine "gründliche Analyse der unerledigten Angelegenheiten in Partei und Staat" präsentiert, die einer "dringenden Lösung" bedürften.
 
Im April 2018 hatte Kim vor dem Zentralkomitee verkündet, sein Land habe erfolgreich Atomwaffen entwickelt. Nun müssten sich die Partei und das gesamte Land auf die "Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft" konzentrieren. Dies sei die "neue Strategie" der Partei.
 

Personelle Veränderungen

Laut dem Politikexperten Cheong Seong-chang vom Sejong Institut könnte die Sitzung am Mittwoch zu personellen Veränderungen führen. So könnte Nordkoreas Gesandter für die Verhandlungen mit den USA, Kim Yong-chol, ersetzt werden, der "am meisten für das Scheitern des Gipfels in Hanoi verantwortlich gemacht" worden sei. "Das wäre ein grünes Licht, wenn er durch eine flexiblere und pragmatischere Person ersetzt würde", sagte Cheong. "Wenn er bleibt, werden die Denuklearisierungsgespräche nicht einfach."
 
Trump und Kim hatten sich bei ihrem ersten Gipfel in Singapur im vergangenen Jahr auf eine "vollständige Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel" geeinigt. Wie genau diese erreicht werden sollte, blieb jedoch offen. Ihr zweites Gipfeltreffen in Vietnam im Februar wurde ohne Einigung vorzeitig beendet. Beide Seiten machten sich gegenseitig für das Scheitern verantwortlich, erklärten sich aber auch zu weiteren Gesprächen bereit.
 
Zwischen Nordkorea und China wurde unterdessen ein weiterer Grenzübergang eröffnet, wie die chinesische Grenzstadt Ji'an mitteilte. Er sei mit Strahlungsdetektoren ausgestattet. Pro Jahr würden voraussichtlich 500.000 Tonnen Waren und 200.000 Menschen den Grenzposten passieren. China ist der wichtigste Handelspartner von Nordkorea. UN-Sanktionen haben den Handel jedoch einbrechen lassen.
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