Gefahr für Europa

Kims Raketen reichen bis Österreich

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Machthaber Kim sieht ein "historisches Ziel" für Nordkorea erreicht.

Nordkorea sieht sich nach seinem neuerlichen Raketentest zu Angriffen auf sämtliche Ziele in den USA in der Lage. Die "gesamten Kontinental-USA" lägen nun in Reichweite nordkoreanischer Raketen, hieß es in einer am Mittwoch im Staatsfernsehen verlesenen Erklärung. Nordkorea habe damit sein "historisches Ziel" erreicht, eine Atommacht zu werden. Aber mit seinen neuen Hwasong-15-Raketen kann er nach eigenen Aussagen nicht nur jeden Teil der USA, sondern auch Österreich treffen.
 
Wien ist 8.083 Kilometer von Pjöngjang entfernt. Die Reichweite seiner neuen Raketen beträgt aber rund 13.000 Kilometer. Nach nordkoreanischen Angaben erreichte die Rakete eine Flughöhe von 4.475 Kilometern. Schon die Vorgänger-Rakete Hwasong 14 hätte Wien mit einer Reichweite von 10.700 Kilometern erreichen können.
 

Widerspruch aus den USA

 
Die USA und Japan widersprachen zwar der Darstellung Nordkoreas, dass der Raketentest erfolgreich verlaufen sei: Nach US-Erkenntnissen stürzte die Rakete etwa eintausend Kilometer vom Startort entfernt ins Meer, sie habe keine Gefahr für Nordamerika dargestellt. Experten zufolge handelte es sich aber um eine besonders starke Rakete mit großer Reichweite. Mit bisherigen Raketen hatte Nordkorea allenfalls den dünn besiedelten US-Bundesstaat Alaska erreichen können.
 
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un würdigte den Raketentest als historisches Ereignis. Kim habe "mit Stolz erklärt, dass wir nun unser großes historisches Ziel erreicht haben, unsere staatliche Atomstreitmacht zu vervollständigen", hieß es in einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Mit der Waffe könne sich Nordkorea gegen "die nukleare Erpressungspolitik und die nukleare Bedrohung durch die US-Imperialisten" verteidigen.
 

Trump warnt

 
US-Präsident Donald Trump und der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe warnten die nordkoreanische Führung, durch die fortgesetzten Raketentests die eigene Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Nach einem Telefonat veröffentlichten die beiden Politiker eine gemeinsame Erklärung. Darin heißt es: "Die Provokationen des nordkoreanischen Regimes untergraben seine eigene Sicherheit und treiben seine Isolation in der internationalen Gemeinschaft voran."
 
Trump telefonierte auch mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in. Moon warnte eindringlich vor einer weiteren Eskalation durch Nordkorea oder die USA. "Die Situation könnte außer Kontrolle geraten", sagte er in Seoul. "Wir müssen das Szenario vermeiden, in dem der Norden die Lage falsch einschätzt und uns mit Atomwaffen bedroht oder in dem die USA einen Präventivschlag erwägen."
 
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warf Nordkoreas Regierung vor, die internationale Sicherheit zu bedrohen. Es sei nun "wichtiger denn je, gegen die Bedrohung der internationalen Sicherheit durch Pjöngjang zusammenzustehen", erklärte ihr Sprecher Steffen Seibert.
 
UN-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete den Raketentest als "klaren Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats" und warnte Nordkorea vor "weiteren destabilisierenden Schritten". Der Test wird am Mittwoch den UN-Sicherheitsrat beschäftigen.
 
Bereits im Juli hatte Nordkorea zwei Interkontinentalraketen getestet. Eine von ihnen könnte nach Einschätzung von Experten theoretisch auch den US-Bundesstaat Alaska erreichen.
 

Experten zweifeln

 

Experten zweifeln allerdings daran, dass Nordkorea eine solche Rakete mit einem Atomsprengstoff bestücken und diesen auf den amerikanischen Kontinent transportieren könne. Nordkoreas Staatsmedien hoben am Mittwoch hervor, es habe sich um die "stärkste Interkontinentalrakete" gehandelt, die Nordkorea jemals entwickelt habe. Die Rakete vom Typ Hwasong-15 könne mit einem großen Sprengkopf bestückt werden.
 
Nordkorea unterhält trotz umfassender Sanktionen seit Jahren ein Atomwaffenprogramm. Seit 2006 hat das Land insgesamt sechs Atomwaffentests vorgenommen, davon den bisher stärksten im September. Am 15. September erfolgte auch der bisher letzte Raketentest.
 
Die US-Regierung drohte wegen der Tests wiederholt mit einem militärischen Vorgehen gegen Pjöngjang. Bei seinem ersten Auftritt vor der UNO im September drohte US-Präsident Trump sogar mit der "völligen Zerstörung" Nordkoreas.
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