Nach nur knapp zwei Jahren wählen die Niederländer erneut ihr Parlament. Rund 13 Millionen Bürger sind aufgerufen, die 150 Abgeordneten der Zweiten Kammer neu zu wählen.
Die Wahl war nötig geworden, nachdem die bisherige rechte Vier-Parteien-Koalition im Juni nach nur elf Monaten zerbrochen war. Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen von fünf Parteien ab. Die Wahllokale sind seit Mittwochfrüh geöffnet. Prognosen werden nach Schließung der Wahllokale um 21.00 Uhr erwartet.
Die rechtsgerichtete Koalition des parteilosen Ministerpräsidenten Dick Schoof war Anfang Juni im Streit über die Asylpolitik zerbrochen. Wilders hatte den Regierungsaustritt der PVV erklärt, nachdem er für eine weitere Verschärfung der Migrationspolitik keine Zustimmung gefunden hatte. Wilders fordert unter anderem einen Aufnahmestopp für Asylbewerber und die Rückführung männlicher ukrainischer Flüchtlinge in ihre Heimat. Die nach der Parlamentswahl von 2023 gebildete Regierung hatte bereits eine härtere Asylpolitik verfolgt und war zugleich von internen Streitigkeiten geprägt.
Wilders' PVV dürfte abstürzen
Das Unterhaus des Parlaments in Den Haag, die Zweite Kammer, umfasst 150 Sitze. Umfragen zufolge dürfte Wilders' PVV von bisher 37 auf künftig 25 bis 29 Mandate abstürzen. Wilders hatte seine Partei bei der Wahl 2023 zu einem überraschenden Sieg geführt. Wahlforschern zufolge könnten ihm seine bisherigen Anhänger Koalitionsstreitigkeiten und seine Bewunderung von US-Präsident Donald Trump verübeln.
Dass Wilders erneut regieren wird, scheint ausgeschlossen. Alle etablierten Parteien schließen eine Zusammenarbeit aus. Favoriten sind auch das rot-grüne Bündnis, die christdemokratische CDA, die linksliberale D66 und die rechtsliberale VVD. Nach Umfragen hat nur eine Große Koalition dieser vier Parteien Aussicht auf eine stabile Mehrheit.
Das Bündnis GroenLinks/PvdA und die Partei D66 können Umfragen zufolge jeweils rund 25 Abgeordnete erwarten. "Es ist möglich, die Populisten zu besiegen und mit der breiten Mitte und den Parteien des Zentrums zusammenzuarbeiten, um echte Ergebnisse zu erzielen", sagte der 38-jährige D66-Vorsitzende Rob Jetten nach seiner Stimmabgabe. Die Christdemokraten (CDA) kamen in bisherigen Umfragen auf rund 19 Sitze. Die konservativ-liberale Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD), die einst von dem bis 2024 regierenden Ministerpräsidenten und heutigen NATO-Generalsekretär Mark Rutte geführt wurde, kann mit rund 15 Sitzen rechnen. Die VVD hat eine Koalition mit Grünen und Sozialdemokraten ausgeschlossen.
Von allen 27 zur Wahl stehenden Parteien wird etwa der Hälfte eine Chance auf einen Einzug ins Parlament zugebilligt. Zuletzt war ein Drittel der Wählerinnen und Wähler unschlüssig über ihre Präferenz.