Tausende Quadratmeter des Unterwasser-Biotops zerstört
Ein Kreuzfahrtschiff hat in einer unberührten indonesischen Inselwelt die Idylle teilweise zerstört: Das britische Schiff rammte Anfang März ein Korallenriff in der Meeresregion Raja Ampat im Osten Indonesiens, auf tausenden Quadratmetern des Unterwasser-Biotops entstanden nach Angaben von Forschern schwere Schäden. Einheimische reagierten empört auf den Vorfall.
In der an der Grenze zwischen dem Indischen und dem Pazifischen Ozean gelegenen Region Raja Ampat im Osten Indonesiens liegen hunderte kleine Inseln. Der bei Tauchern beliebte Archipel gilt als eines der artenreichsten Ökosysteme der Welt - nach einem Bericht der Organisation Conservation International von 2002 leben dort fast 1.400 Fischarten und mehr als 600 Korallenarten.
Das Unglück ereignete sich vor der winzigen Insel Kri, wo das Schiff "Caledonian Sky" mit 102 Passagieren und 79 Besatzungsmitgliedern auf einer Vogelbeobachtungstour war. Bei Niedrigwasser lief das Schiff auf das Riff auf.
Meeresforscher der Universität von Papua begutachteten die Schäden und erklärten am Dienstag, 13.500 Quadratmeter des Riffs seien durch den Vorfall beschädigt worden. Laut dem Leiter des Forschungsteams, Ricado Tapilatu, könnte die Wiederherstellung des Riffs umgerechnet bis zu 15 Millionen Euro kosten.
"War ein zwölfjähriges Kind am Steuer?"
"Wie konnte das passieren?", hieß es auf der Facebook-Seite des Zimmervermittlungsdienstes Stay Raja Ampat. "War ein zwölfjähriges Kind am Steuer?" Schon die Anker solcher Kreuzfahrtschiffe seien ein Problem für die Korallen. "Aber dass ein Schiff auf die Riffs aufläuft, zeigt ein nie dagewesenes Ausmaß."
Schwerer Verlust
Die Organistation Conservation International erklärte, das Schiff sei in ein Gebiet gefahren, in das es wegen der einzigartigen Riffe nicht hätte vordringen dürfen. Victor Nikijuluw vom indonesischen Ableger der Organisation bezeichnete die Schäden als "sehr, sehr schweren Verlust". "Selbst wenn sie (die Riffe) nachwachsen, werden sie nicht mehr so unberührt sein wie zuvor", sagte er.
Ein Schlepper musste das Schiff befreien, was nach Angaben indonesischer Rettungskräfte erst nach mehreren Anläufen gelang. Die britische Reederei Noble Caledonia, der das unter der Flagge der Bahamas fahrende Schiff gehört, erklärte gegenüber der Zeitung "Jakarta Post", sie fühle sich dem Umweltschutz verpflichtet und bedaure den am Riff entstandenen Schaden. Die indonesische Regierung erklärte, sie prüfe eine Schadenersatzforderung.