Neuer Vorstoß

Lässt Assad jetzt Aleppo stürmen?

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Die syrischen Truppen setzten ihren Vorstoß in Aleppo fort.

Nach zahlreichen russischen Luftangriffen in der Nacht auf Sonntag hat die syrische Armee ihren Vormarsch in der umkämpften Großstadt Aleppo fortgesetzt. Die Regierungstruppen seien mit Unterstützung der russischen Luftwaffe bis an die Grenze des von Rebellen kontrollierten nördlichen Viertels Al-Halak vorgestoßen, erklärte die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte".

Das UN-Büro für humanitäre Hilfe (Ocha), setzte sich dafür ein, wenigstens Kranke und Verletzte in Sicherheit zu bringen. Ein AFP-Reporter meldete aus Aleppo anhaltende nächtliche Luftangriffe auf die Stadtteile Bustan al-Basha, Sachur und Suleiman al-Halabi. In den drei Stadtteilen lieferten sich Armee und Rebellen nach Angaben der Beobachtungsstelle am Sonntag weiter heftige Kämpfe. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle beruft sich auf Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite schwer zu überprüfen.

Wieder Bomben auf Spital
Am Samstag schlugen im Krankenhaus M10 im von Rebellen kontrollierten Ostteil Aleppos nach Angaben des Betreibers, der Syrian American Medical Society (Sams), zwei Fassbomben ein. Ein AFP-Reporter sah mit Blut befleckte Krankenhausbetten, verstreutes medizinisches Material und zu Bruch gegangene Fensterscheiben. Das Krankenhaus M10 und die ebenfalls von Sams unterstützte Klinik M2 waren bereits am Mittwoch bombardiert worden.

Derzeit gibt es laut Sams nur noch sechs funktionstüchtige Kliniken für die rund 250.000 Einwohner in dem von islamistischen Rebellen eingenommenen Ostteil Aleppos. Die Aufständischen beschießen ihrerseits die von Regierungstruppen kontrollierten westlichen Stadtteile mit geschätzten 1,2 Millionen Menschen.

Rückeroberung

Die syrische Armee hatte am 22. September eine Offensive zur Rückeroberung der gesamten Stadt gestartet. Seitdem wurden dutzende Zivilisten getötet. Diplomatische Bemühungen um ein Ende der Angriffe auf Wohngebiete blieben erfolglos. US-Außenminister John Kerry drohte bereits damit, seine Gespräche mit Russland abzubrechen. Am Samstag telefonierte Kerry nach Angaben Moskaus zwei Mal mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow. Eine kürzlich zwischen Moskau und Washington ausgehandelte Waffenruhe war nach wenigen Tagen wieder zerbrochen.

Die syrische Armee rief die islamistischen Kämpfer am Sonntag auf, ihre Stellungen aufzugeben und den Zivilisten die "Wiederaufnahme eines normalen Lebens" zu ermöglichen. Die Streitkräfte Syriens und Russland sicherten sich absetzenden Kämpfern "freies Geleit und Hilfen" zu, hieß es in einer von der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana verbreiteten Meldung. In früheren Meldungen hatte es geheißen, die Rebellen hinderten Zivilisten daran, die östlichen Stadtteile zu verlassen.

Die Beobachtungsstelle berichtete unterdessen, die russische Luftwaffe habe am Sonntag in der Provinz Hama einen Stützpunkt der von den USA unterstützten Rebellengruppe Jaish al-Issa angegriffen. Dabei seien sechs Rebellen getötet worden.

Spannungen zwischen Russland und USA
Russland warnte die USA vor Angriffen auf die syrische Armee oder die Führung in Damaskus. Dies könnte zu "furchtbaren tektonischen Verschiebungen" nicht nur in Syrien, sondern in der gesamten Region führen, zitierte der staatliche kontrollierte russische Nachrichtenanbieter Sputnik die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa.

Ocha-Chef Stephen O'Brien sagte in Genf, Aleppos Einwohner erlebten "ein Ausmaß der Rohheit, dass kein Mensch erleiden sollte". Sofortiges Handeln sei nötig, um dieses "Leben in der Hölle" zu beenden.

O'Brien beklagte, mit den fortgesetzten Angriffen auf Krankenhäuser im von Rebellen gehaltenen Ostteil der Stadt werde das Gesundheitssystem "ausgelöscht". Er drängte die Konfliktparteien, wenigstens zuzulassen, dass Kranke und Verletzte aus Aleppo in Sicherheit gebracht werden.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte über Twitter, die Bombardierung von Aleppo müsse "endlich aufhören". In dem Kurzbotschaftendienst schrieb er außerdem: "Wir brauchen schnellstmöglich eine Feuerpause."
 

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