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Lombardei unter Quarantäne

Leben in Sperrzone: 'Es ist die Welt stehen geblieben'

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'Man hört keine Kinder spielen und nicht einmal die Kirchenglocken läuten mehr'

 In der vom Coronavirus am stärksten betroffenen norditalienischen Region Lombardei scheint es, als sei "die Welt stehen geblieben", wie eine Bewohnerin der APA am Telefon erzählt. Das Leben in der von der Außenwelt abgeschnittenen Region sei sehr schwierig, sagt Nella. "Man hört keine Kinder mehr draußen spielen und nicht einmal die Kirchenglocken läuten mehr, weil keine Messe mehr stattfindet."
 
Die 64-jährige herzkranke Frau darf bereits seit zwei Wochen das Haus nicht verlassen. "Das schlimmste ist, dass ich meine Enkel nicht sehen kann, das tut sehr weh", sagt Nella. Weil sie zur Risikogruppe gehört, muss sie jeden Kontakt vermeiden. Mit ihrer Ärztin telefoniert sie nur, die benötigten Medikamente holt ihr Mann mit Mundschutz bei der Ärztin ab. "Ihre Praxis ist geschlossen, die Menschen können nur nach telefonischer Terminvereinbarung einzeln hinkommen, immer nur einer auf einmal", sagt Nella.
 

"Wir haben große Angst"

"Es ist sehr ärgerlich, immer nur zu Hause zu sein", erzählt die Pensionistin, "vor allem, wenn draußen die Sonne scheint". Dann nähe sie, oder backe Kuchen, um sich die Zeit zu vertreiben. Die Einkäufe bestellt sie im Internet, sie werden vor der Haustüre abgestellt. Auch mit ihrer Schwester und ihrem Sohn, die in der Nähe wohnen, ist sie nur telefonisch in Kontakt. "Zuerst haben wir auch gedacht, das Virus sei etwas leichter, aber jetzt aber wir verstanden, dass es sehr ernst ist", so Nella. "Wir haben große Angst."
 
Deshalb hat sie auch Verständnis für die rigiden Maßnahmen der Regierung: "Sie machen es zu unserem besten, um das Virus zu stoppen." Daher brauche es auch Kooperation der Menschen. "Viele wollten jetzt, da die Schulen geschlossen sind, in den Süden auf Urlaub fahren, aber dann verbreiten sie ja das Virus weiter. Es braucht etwas Hausverstand."
 

Wirtschaft völlig am Boden

Im nahe gelegenen Spital wurden drei Abteilungen geräumt und nur für Patienten mit Coronavirus freigemacht. Die Banken seien zwar noch offen, aber es werde darauf geachtet, dass die Menschen einzeln eintreten und einen Sicherheitsabstand von mindestens eineinhalb Meter einhalten. Die zur Begrüßung üblichen Umarmungen und Küsse sind verboten. "Wenn sich wer nicht daran hält, werden Strafen ausgestellt", sagt Nella. Die Kosmetikstudios seien alle geschlossen, alle Fitnessstudios und Turnhallen. "Auch die vielen Pensionen und Gasthäuser hier in der Gegend und die Pizzerien haben zu gemacht. Die Wirtschaft ist völlig am Boden."
 
Völlig ungewiss sei auch, wie es weitergehe. "Am 3. Mai sollte die Erstkommunion stattfinden, viele haben schon das Essen bestellt für die Feier, vielleicht wird sogar die Kommunion nicht stattfinden, das ist wirklich unglaublich."
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