Diese Produkte will EU extra besteuern

Levi's, Harleys, Whiskey: Das wird für uns teuer

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Die von Trump befohlenen Strafzölle können für ihn selbst zum Verhängnis werden.

Washington/Brüssel. Donald Trump hat wirklich Ernst gemacht. Seit Freitag, null Uhr US-Zeit (6 Uhr MEZ), gelten in den USA die Strafzölle auf die Einfuhr von Stahl (25 %) und Aluminium (10 %) aus dem EU-Raum.

Das bedeutet Handelskrieg. Ein Krieg, der die hervorragende Konjunktur in Europa mit einem Schlag ­beenden könnte. Die EU hat bereits Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. Eine Eskalation scheint unvermeidlich. Auch in den USA gibt es viele negative Reaktionen. Von einem „unnötigen Krieg mit Amerikas besten Freunden“ spricht das Wall Street Journal. Sogar Paul Ryan, Sprecher des Repräsentantenhauses und einflussreichster Republikaner im Kongress, hatte die Entscheidung kritisiert.

Zölle auf Whiskey würden Trump-Freunde treffen

Schuss ins Knie. US-Präsident Trump zielt mit dieser Aktion darauf, die am Boden liegende amerikanische Metallindustrie wieder aufzupäppeln. Nach Expertenmeinung sind die Maßnahmen aber ein Schuss ins eigene Knie. Denn für die verarbeitende US-Industrie werden die Rohstoffe nun teurer, schließlich können die amerikanischen Stahlwerke den Bedarf bei Weitem nicht decken.

Und die „Vergeltungszölle“, die EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker angekündigt hat und die auch von Regierungschefs wie Bundeskanzler Sebastian Kurz befürwortet werden, können die USA durchaus treffen. Eine Liste von US-Waren im Gesamtwert von 2,8 Milliarden Euro, die mit Zöllen zu belegen wären, hat die Kommission bereits zusammengestellt. Darunter sind Produkte wie Jeans, Harley-Davidson-Motorräder oder Bourbon Whiskey.

Wird auch der G7-Gipfel mit Trump abgesagt?

Die Liste klingt auf den ersten Blick wenig wirkungsvoll, könnte sich aber als effektive Waffe gegen die Trump-Partie herausstellen. Ein Beispiel: Die wichtigste Einnahmequelle im Bundesstaat Kentucky ist der Bourbon. Kommt es beim Whiskey zu Absatzproblemen, bedeutet das massive Schwierigkeiten für den dortigen Gouverneur Matt Bevin, einen Tea-Party-Republikaner und Trump-Verbündeten, der wiedergewählt werden will.

Start am 20. Juni. Die europäischen Strafzölle können frühestens am 20. Juni starten – an diesem Tag läuft die 30-Tages-Frist aus, die die Welthandelsorganisation WTO vorschreibt (die Sanktionen wurden am 18. Mai angemeldet).

In Deutschland wurden Stimmen laut, den G7-Gipfel kommende Woche in Kanada – das Treffen der sieben führenden Industrienationen – abzusagen.

Was alles teurer wird

Höhere Zölle würden auch die Preise für Konsumenten anheben. Was alles teurer wird:

  • Industriegüter (837 Mio. Euro): Europa zielt auf die Kosmetikindustrie. Lippenstifte, Augen-Make-up, Hautpflege von beliebten Marken. Auch Motorräder wie die legendäre Harley-Davidson (Importe um 152 Mio. Euro) und Boote.
  • Eisen und Stahl (Importe um 853 Mio. Euro): Darunter befinden sich viele Produkte, die die Industrie braucht (Walzstahl, Stangen, Barren), aber auch Ketten, Draht, Kanister. Weiters Heizlüfter, Ventilatoren, Leitern sowie Geräte „zum ­Backen, Braten, Grillen“ um 40 Millionen Euro.
  • Textilien (88,3 Mio. Euro): 
T-Shirts, Hosen, Westen. Die beliebten Jeans von Levi’s fallen dann auch unter die neuen Abgaben.
  • Landwirtschaftliche Produkte (347 Mio.): Mais, Reis, Orangen- und Beeren-Saft.
  • Verarbeitete landwirtschaftliche Produkte (604 Mio.): Größter Posten ist der Bourbon Whiskey (Jack Daniel’s, Jim Beam). Auch: Zigaretten und Erdnussbutter.
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