Top-Virologe Florian Krammer rechnet in den nächsten 25 Jahren noch mit zwei bis drei weiteren Pandemien
Vor mehr als vier Jahren löste das Coronavirus eine Pandemie mit den bekannten, dramatischen Folgen aus. Während die WHO die Corona-Pandemie im Vorjahr für beendet erklärte, macht sich die Wissenschaft bereits Sorgen über neue Viren.
Der österreichische Virologe Florian Krammer (42), der seit März auch an der Medizinischen Uni Wien tätig ist, rechnet bis zu seiner Pensionierung noch mit „zwei bis drei weiteren Pandemien“. Im Interview mit dem ORF erklärt der Wissenschaftler, dass dabei die Influenza ganz oben steht. „Da bin ich mir sicher, dass das wiederkommt“, so Krammer.
"Sehr tödlich"
„Es gibt aber andere Viren, vor denen ich mehr Angst habe. Das Nipah-Virus steht zum Beispiel auf der Liste von Viren, die mir Alpträume verursachen“, so Krammer weiter. Dieses Virus ist mit Masern verwandt und kommt in Flughunden in Südostasien vor. Immer wieder stecken sich Menschen an, derzeit ist das Virus aber nicht gut übertragbar. „Es könnte aber durchaus irgendwann mutieren und besser übertragbar werden. Wenn das passiert und die Schwere der Erkrankung nicht zurückgeht, wäre das hochproblematisch.“, so Krammer. Der Virologe weist darauf hin, dass Nipah sehr tödlich ist - derzeit sterben 60 bis 90 Prozent der infizierten Menschen.
Es ist weitläufig verwandt mit Masern und kommt in Flughunden in Südostasien vor. Den Fledermäusen tut es nicht viel, immer wieder stecken sich aber Menschen an – entweder, indem sie einen Saft von Bäumen trinken, von dem auch die Flughunde genascht haben, oder es überträgt sich über Schweine, die von den Fledermäusen gebissen werden, auf den Menschen.
Steile Karriere
Krammer wurde am 17. Dezember 1982 in Voitsberg in der Steiermark geboren und wuchs in Pack auf. Er besuchte das Bundesrealgymnasium im steirischen Köflach und studierte Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, das er 2010 abschloss und wo er sich im Bereich der angewandten Virologie spezialisierte. Als Post-Doc heuerte Krammer in der Abteilung für Mikrobiologie der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Krankenhaus beim ebenfalls aus Österreich stammenden Virologen Peter Palese an.
Seit damals konzentriert er sich u.a. auf die Entwicklung eines Influenza-Impfstoffes, der möglichst gegen alle Grippeviren-Stämme wirken soll und bereits in klinischen Versuchen getestet wird. Dafür erhielt er im Jahr 2019 von der US-Gesundheitsbehörde (National Institutes of Health - NIH) eine Forschungsförderung in der Höhe von 132 Millionen Dollar (rund 122 Millionen Euro).
Seit 2019 ist Krammer auch Professor für Vakzinologie am Mount Sinai Krankenhaus, wo er das "Sinai-Emory Multi-Institutional Collaborative Influenza Vaccine Innovation Center" (SEM-CIVIC) leitet. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde der Wissenschafter, der über 100 Fachartikel publiziert, und in den Veröffentlichungsprozess von vielen Fachmagazinen involviert ist, vor allem durch sein mediales Engagement während der Corona-Pandemie.
Als Wissenschaftskommunikator hatte sich Krammer bereits vor SARS-CoV-2 vor allem auf X (vormals Twitter) engagiert. Während der Corona-Zeit ging seine Follower-Zahl dort von zuerst rund 2.000 Followern steil hinauf. Momentan folgen ihm über 340.000 Menschen auf X.