1.001 Delegierte entscheiden über Nachfolge von Merkel als Parteivorsitzende.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hofft, dass ihre Christdemokraten trotz des Wettbewerbs um die Parteispitze mit Geschlossenheit und Kompromissfähigkeit in die nächsten Wahlkämpfe gehen wird. Die CDU könne auch in diesen schwierigen Zeiten gute Ergebnisse erringen, wenn sie "geschlossen und entschlossen" kämpfe, sagte die scheidende Vorsitzende am Freitag beim CDU-Parteitages in Hamburg.
Standing Ovations
"Es war mir eine Ehre"
Drei Kandidaten rittern um die Merkel-Nachfolge:
1. Annegret Kramp-Karrenbauer (56): AKK liegt in Umfrage vorne
Merkel-Vertraute. Engste Mitarbeiterin der Kanzlerin, Typ junge Merkel: Klar, hart, nüchtern-analytischer Politikstil, Erfolgsfrau, völlig uneitel. Mutter von drei Kindern, Katholikin, studierte Jus und Politik. Bis 2018 war sie Ministerpräsidentin des Saarlandes, gewann haushoch für die CDU, dann holte sie Merkel nach Berlin, machte sie zur Generalsekretärin der Partei. In den Umfragen lag sie zuletzt klar vor ihren Mitkonkurrenten. Hat aber innerparteilich wenig mächtige Unterstützer.
2. Jens Spahn (38): Jugend als größter Trumpf
Außenseiter. CDU-Gesundheitsminister. Studierte Politikwissenschaften. Trat zuletzt offen gegen Merkel auf, kritisierte massiv ihre Flüchtlingspolitik. Schon früh erkannte er seine Homosexualität, outete sich aber erst mit 21. Er selbst sagt: „Meine Homosexualität hat mir nie geschadet.“ Seit 2017 ist er verheiratet mit Daniel Funke, einem Journalisten. Er und sein Partner können sich vorstellen, in Zukunft einmal Kinder zu adoptieren.
Spahn liegt allerdings in allen Umfragen klar abgeschlagen hinter Merz und Kramp-Karrenbauer. Bei den Sympathiewerten kommt er gerade auf 12 Prozent. Spahn und Kanzler Kurz arbeiteten zuletzt eng zusammen, Spahn war auch beim Opernball in Wien.
3. Friedrich Merz (63): Prominente Fürsprecher
Millionär. Anwalt, ehrgeizig, erfolgreich, ein Provokateur, Manager. Er war eine Macht in der CDU. Dann kegelte ihn Merkel raus. Neun Jahre war er nicht mehr aktiv in der Politik. In der Zeit der Polit-Abstinenz wurde er Aufsichtsratschef vom weltweit größten Vermögensverwalter BlackRock: „Heute verdiene ich eine Million pro Jahr“, sagte er zuletzt.
Nun sein Comeback. Sein zweites Polit-Leben. Der größte Unterstützer von Merz ist das mächtige CDU-Urgestein Wolfgang Schäuble, Ex-Finanzminister, Präsident des Deutschen Bundestags. Er sprach sich offen für Merz aus, was ihm viel Kritik einbrachte. Auch die Bild pusht Merz ganz massiv, favorisiert ihn als den „starken Konservativen“ an der Spitze der CDU.
Karl Wendl